Adel tanzt in Alfter Junge Fürsten aus ganz Deutschland üben für den Sommerball auf dem Petersberg

ALFTER · Tanzveranstaltungen gibt es viele, aber Gelegenheit, eine klassische Quadrille in stilvollem Ambiente zu tanzen, nicht so oft. Das lässt sich der Adel nicht entgehen: Aus ganz Deutschland reisten auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Blaublüter zum traditionellen Sommerball der Vereinigung des Adels im Rheinland und in Westfalen-Lippe an.

 Der Tanz ist im Schloss Alfter zu Hause, das zeigt auch die Skulptur.

Der Tanz ist im Schloss Alfter zu Hause, das zeigt auch die Skulptur.

Foto: Wolfgang Henry (Archiv)

Die Organisatoren hatten ein vielfältiges Wochenend-Programm mit Höhlenball, Gala Diner und Katerfrühstück arrangiert, dessen Höhepunkt ein Sommerball auf dem Petersberg darstellte. Und damit dort auch der adelige Nachwuchs nicht aus der Rolle fällt, luden Dirk und Ada von Hahn rund 30 junge Leute am Vorabend zum Eintanzen erstmals auf das Schloss Alfter ein.

"Wir wollen der Jugend Gelegenheit geben, sich vorher kennenzulernen und die klassischen Tänze einzuüben. Aus eigener Jugend-Erfahrung aus den 50er Jahren weiß ich nämlich noch, wie wichtig es vor solchen Ereignissen ist, die Befangenheit zu verlieren", erklärt Dirk von Hahn, Geschäftsführer der Adelsvereinigung.

"Bei meinem ersten Adelsball damals in Hamburg fühlte ich mich doch sehr verloren, bis sich ein älterer Herr meiner annahm", erinnert sich der 73-Jährige.

Das empfindet Christian Yorck zwar anders, der Einladung zum Eintanzen ist er aber trotzdem gerne gefolgt, und zwar eigens aus Karlsruhe: Der 28-jährige Student der Elektrotechnik, der seinen adeligen Titel nicht nennen möchte, freute sich auf das jährliche Wiedersehen und vor allem aufs Tanzen: "Ich tanze leidenschaftlich gern und gebe auch selber Tanzkurse. Und ich schätze die Gemeinschaft hier im ungezwungenen Rahmen. Das Schloss Alfter bietet natürlich ein wunderschönes Ambiente dafür."

Erstmals nämlich kamen die jungen Leute im Schloss Alfter der Fürstenfamilie Wolff Metternich zur Gracht zusammen, das seit dem Auszug der Alanus Hochschule 2008 leer steht und nur sporadisch für kulturelle Veranstaltungen geöffnet ist, da Sanierungsmaßnahmen die Nutzung erschweren.

Die Alfterin Gisela Freifrau von Weitershausen möchte das Schloss gern so oft wie möglich mit Leben füllen und setzte sich als Vorstandsmitglied der Vereinigung des Adels im Rheinland und in Westfalen-Lippe dafür ein, das Eintanzen diesmal in Alfter stattfinden zu lassen. "Es war sehr großzügig von Fürst Metternich zur Gracht, uns seine wunderbaren Räumlichkeiten dafür wie auch für das gemeinsame Frühstück am Sonntag zur Verfügung zu stellen", zollte sie ihm Dank.

"Wir empfinden uns als lebendige Kulturträger und setzen uns daher auch sehr für die Wertevermittlung an die adelige Jugend ein", betonte Dirk von Hahn. "Dazu gehören vor allem auch bestimmte Umgangsformen gegen die bedauerliche Verflachung der Sitten im Alltag. So eine Quadrille à la cour beispielsweise lernt man in keiner Tanzschule. Das geben wir adelsintern weiter."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort