Gut eingelebt Niederlande in Niederpleis

SANKT AUGUSTIN · Die holländische Familie Visser setzt am Mittwoch beim Spiel gegen Deutschlabnd auf das "Oranje-Team".

 "Oranje boven": Im Fußballfieber sind Laura (von links), Diane, Annick und Wybrand Visser - natürlich für Holland.

"Oranje boven": Im Fußballfieber sind Laura (von links), Diane, Annick und Wybrand Visser - natürlich für Holland.

Foto: Holger Arndt

Draußen ist Fritz-Walter-Wetter. Es regnet in Strömen. Wybrand Visser ist gerade vom Rad gestiegen und wird von seinen Töchtern Annick und Laura sowie Ehefrau Diane in Empfang genommen. "Was hat Frankreich gemacht?", fragt der fußballinteressierte Niederländer, der seit 25 Jahren in Niederpleis lebt. "Gleichspiel", antwortet Tochter Laura und meint ein Unentschieden. Auf niederländisch heißt das eben "gelijkspel".

Sie haben sich gut eingelebt in Deutschland, doch immer wenn es um Fußball geht, müssen sich Laura und Annick Frotzeleien gefallen lassen, sogar von Lehrern. "Eine Robbe balanciert den Ball besser als Robben", muss sich etwa Annick anhören. Wenig zimperlich sind auch die Hockey-Freunde mit Laura umgegangen. "Orange trägt nur die Müllabfuhr", lästern die Mitspieler mit Blick auf die orangefarbenen Trikots der niederländischen Kicker. Die 14 Jahre alten Zwillinge können aber gut damit leben. "Dafür gewinnt Holland heute eben mit 2:0", ist Laura überzeugt.

Wenn der Ball ab 20.45 Uhr rollt, gucken Wybrand und Diane Visser wieder Fußball mit ihren deutschen Freunden, der Familie Schmid. Wie immer, wenn die großen Rivalen aufeinandertreffen. Wie immer gibt es deutsches Bier, und wie immer wird es harmonisch zugehen, egal wie das Spiel ausgeht. "Klar darf der jeweils andere seiner Freude freien Lauf lassen, wenn ein Tor fällt", sagt Wybrand Visser.

Man gönne sich den Erfolg des Anderen, ergänzt Diane. "Gemeinsam in Holland mit Deutschen ein so wichtiges Spiel zu schauen, läuft da schon etwas anders ab." Dennoch: Für Heilpraktikerin Diane Visser gilt Zurückhaltung, wenn sie auf das deutsch-holländische Fußball-Duell angesprochen wird. Für sie ist es nur ein Fußballspiel, auch wenn ihr Herz "oranje" schlägt. Anders, als es einer ihrer Patienten zum Ausdruck brachte: "Ich könnte heute nicht mit Holländern Fußball gucken", zitiert sie ihn.

Ehemann Wybrand, früher mal ein guter Hochspringer, legt die Latte da schon etwas höher. 1988, als sie nach Deutschland kamen, wurde Holland Europameister. "Das werden sie nun nach 25 Jahren wieder", sagt er und lacht. Sein Tipp für heute Abend: 2:0. "Holland muss ja gewinnen. Sonst können sie die Koffer packen. Aber ehrlich: Hauptsache, wir sehen ein richtig schönes Spiel." Annick glaubt eher an ein "Gleichspiel", und Mutter Diane sieht Holland mit 1:0 vorne.

Was für eine nette Familie. Wenn doch auch die holländischen Fußballer auf dem Platz so wären, etwa Mark van Bommel. Dann wäre das mit einem deutschen Sieg wohl kein Problem.

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