Schweigen zum Folter-Vorwurf

Einen Monat lang sollen ein 40-Jähriger aus Troisdorf und ein 36-Jähriger aus Euskirchen eine junge Frau geschlagen, zur Prostitution gezwungen und gefoltert haben. Seit Mittwoch müssen sich die Männer vor dem Bonner Landgericht verantworten.

 Auftakt: Gestern begann am Bonner Landgericht der sogenannte Hells-Angels-Prozess.

Auftakt: Gestern begann am Bonner Landgericht der sogenannte Hells-Angels-Prozess.

Foto: Volker Lannert

Troisdorf/Bonn. (ga) Einen Monat lang sollen ein 40-Jähriger aus Troisdorf und ein 36-Jähriger aus Euskirchen eine junge Frau geschlagen, zur Prostitution gezwungen und gefoltert haben. Seit Mittwoch müssen sich die in Untersuchungshaft sitzenden Männer unter anderem wegen Freiheitsberaubung, Zuhälterei, Nötigung zu einer sexuellen Handlung und gefährlicher Körperverletzung vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Rein äußerlich war den beiden Angeklagten ihre Verbindung zu der Motorradgang Hells Angels am Mittwoch nicht anzusehen. Sie waren im weißen, beziehungsweise grauen Hemd erschienen. Auch unter den Zuschauern waren keine Zeichen der berüchtigten Motorradgang, wie Bikerwesten oder Abzeichen, zu erkennen. Allerdings hatten mehrere muskelbepackte Männer in der letzten Zuschauerreihe Platz genommen.

Der Grund dafür wurde schnell klar: Der Verteidiger des 40 Jahre alten Gerüstbauers räumte zwar ein, dass sein Mandant Mitglied bei den Hells Angels sei. Allerdings betonte der Anwalt: "Wenn an den Vorwürfen was dran ist, dann ist das eine reine Privatsache meines Mandanten und hat mit dem Motorradclub rein gar nichts zu tun."

Dazu, ob die Vorwürfe stimmen oder nicht, wollten die Angeklagten jedoch am ersten Verhandlungstag keine Stellung nehmen. Sie schwiegen genauso, wie die 32 Jahre alte Verlobte des 40-Jährigen, die wegen Beihilfe auf der Anklagebank sitzt.

Die Anwältin des 36-Jährigen wies indes darauf hin, dass ihr Mandant kein Mitglied mehr bei den Hells Angels sei. Der nach zwei Bandscheibenvorfällen krank geschriebene Trockenbauer soll vor einigen Jahren aus dem Club ausgetreten sein.

Laut Anklage hatten die beiden Männer das aus Rheinbach stammende Opfer von März bis April dieses Jahres zur Prostitution gezwungen. Offenbar hatte die 24-Jährige zuvor mit beiden Beschuldigten eine Beziehung gehabt. Sie soll mit Gewalt dazu gezwungen worden sein, in Bordellen in Köln, Leverkusen und Hürth anschaffen zu gehen.

Die gesamten Einnahmen habe sie abgeben müssen. Als sich die Frau offenbar geweigert hatte, weiterhin der Prostitution nachzugehen, soll sie in der Wohnung des Troisdorfers gefoltert worden sein. Dabei erlitt sie Brandverletzungen. Auch sei sie bei erzwungenen sexuellen Handlungen gefilmt worden.

Bei der richterlichen Vernehmung nach der Festnahme am 20. April hatten die Männer die Vorwürfe bestritten. Der ältere Beschuldigte hatte behauptet, er sei von der 24-Jährigen "gestalkt" worden, nachdem er sich von ihr getrennt habe. Der 36-Jährige hatte angegeben: "Die Frau hat sie nicht mehr alle." Der Verteidiger des 40-Jährigen forderte am Mittwoch, dass sein Mandant außerhalb der Justizvollzugsanstalt untersucht werden darf. Es bestehe der Verdacht, dass der Gerüstbauer an Krebs erkrankt sei.

Die als Zeugin gehörte Mutter des mutmaßlichen Opfers berichtete später, dass es mit der Tochter erst zu Streitigkeiten gekommen sei, nachdem die 24-Jährige den 40-Jährigen kennengelernt hatte. Über das im Tatzeitraum Erlebte habe die Tochter, die derzeit in einem Traumazentrum behandelt werde, mit ihren Eltern nie gesprochen: "Wir wissen es nur aus der Zeitung", so die Mutter. Der Prozess wird fortgesetzt.

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