Ritter vom Siebengebirge Drachenfels-Fotograf Richard Kern ist neuer Würdenträger

KÖNIGSWINTER · Wie viele Fotos er in seinem Berufsleben gemacht hat, Richard Kern vermag es nicht zu beziffern. "Mehr als 100 Aufnahmen pro Tag", schätzt er, werden es in der Saison von Frühjahr bis Herbst gewesen sein. Gestern stand er nicht hinter, sondern vor der Kamera: Richard Kern, der just heute vor 81 Jahren, am 12. September 1934, am Fuß des Drachenfels das Licht der Welt erblickte und als Drachenfels-Fotograf ein Stück Königswinterer Geschichte schrieb, ist der neue "Ritter vom Siebengebirge".

 Einzigartiger Chronist: Drachenfels-Fotograf Richard Kern ist neuer Ritter vom Siebengebirge.

Einzigartiger Chronist: Drachenfels-Fotograf Richard Kern ist neuer Ritter vom Siebengebirge.

Foto: Frank Homann

Drei Wochen vor der Ordensverleihung waren die Mitglieder des Ordenskapitels am Freitag auf dem Oelberg zusammengekommen, um den neuen Würdenträger vorzustellen - eine Aufgabe, die leicht fiel, ist Kern doch ein einzigartiger Chronist und auch ein Botschafter Königswinters als Fremdenverkehrsstadt. Wer kennt sie nicht, die Erinnerungsfotos mit Esel oder in einer Flugzeugattrappe vor Siebengebirgs-Panorama, ob als Einheimischer oder als Tourist?

"Ich selbst habe ein solches Foto, da war ich sechs Jahre alt", berichtete Heimathistoriker Wilbert Fuhr, Ritter des Jahres 2014, der gestern die Vorstellung des neuen Würdenträgers übernahm. "Du bist ein Königswinterer Urgestein", so Fuhr an die Adresse Kerns, "du hast dich für die Stadt mehr als verdient gemacht, du hast eine bildliche Geschichte über Königswinter geschrieben."

Auch im Ehrenamt sei der neue Ritter, der seit mehr als 50 Jahren mit Frau Eva-Maria verheiratet ist, zwei Söhne und zwei Enkeltöchter hat, seiner Heimatstadt bis heute auf das Engste verbunden. Seit 1955 gehört Kern dem Männergesangverein Gemütlichkeit an, singt nach wie vor im ersten Bass. 13 Jahre stand er dem MGV als Präsident vor, war davor Kassierer und Geschäftsführer.

Sein Einsatz wurde mit Ehrenurkunde und Ehrennadel des MGV sowie der Ehrennadel in Gold des Chorverbandes Nordrhein-Westfalen samt Ehrenausweis gewürdigt. Zudem ist Kern Mitglied des bekannten Tubak-Stammtisches. Und was ein echter Fußball-Fan ist, der feiert nicht zuallererst den eigenen Geburtstag, sondern (so hofft er) vor allem einen Sieg "seiner" Mannschaft: Als bekennender FC Köln-Anhänger und Mitglied des Fanclubs "Eselsdriever" geht für Kern sogar heute, an seinem 81., das Anfeuern der Geißböcke vor.

Beruflich trat Kern Mitte der 50er Jahre in die Fußstapfen von Vater und Großvater. Dabei war das eigentlich gar nicht geplant, berichtete Kern gestern: Als sein älterer Bruder Walter in die USA auswanderte, brach er seine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker ab, lernte ab 1953 das Fotografenhandwerk im elterlichen Betrieb und legte 1956 die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab. Sein Großvater Johannes Oster war es, der 1902 ein Grundstück nahe der Nibelungenhalle gekauft hatte und schnell feststellte, dass "mit Fotos mehr Geld zu verdienen war als in seinem Lehrberuf als Schneider", so Kern.

Osters Schwiegersohn Hans Kern und dessen zweitältester Sohn Richard sollten das Begonnene fortsetzen. Mit Erfolg: Vater und Sohn Kern revolutionierten ihr Metier mit Verfahren, die es ermöglichten, die Fotos immer schneller zu entwickeln, damit die Kunden sie sogleich mitnehmen konnten. "Wenn dann die Schranke zu war, habe ich gesagt: Bis die Schranke wieder auf ist, ist ihr Foto fertig", flachste Kern.

Die fortschreitende Technik sorgte dafür, dass Gruppen oft nur noch ein Foto kauften, um es privat zu vervielfältigen und weiterzugeben. Das Geschäft ging allmählich zurück. "Heutzutage wäre das so gar nicht mehr möglich", sagte Kern mit Verweis auf digitale Technik und Handykameras. Vor 20 Jahren, so Fuhr, stellte "er seine Kamera leider in die Ecke" - nicht ohne erneut an seine Heimatstadt zu denken. Seine wertvollen Reisekameras, Laborgeräte und Reklameschilder, vieles mit Seltenheitswert, und nicht zuletzt den berühmten Esel stellte Kern dem Siebengebirgsmuseum als Schenkung zur Verfügung.

Das Programm des Winzerfestes

Freitag, 2. Oktober

  • 16 Uhr: Die Weinstände sind geöffnet.
  • 19 Uhr: Tanzmusik der Band "Zündstoff".
  • 20 Uhr: Einzug des Weingottes Bacchus, offizielle Eröffnung des Winzerfestes durch Bürgermeister Peter Wirtz und Verleihung des Ordens "Ritter vom Siebengebirge". Danach Musik der Band "Zündstoff".

Samstag, 3. Oktober

  • 11 Uhr: Die Weinstände sind geöffnet.
  • 13 Uhr: Stimmung mit der holländischen Kapelle "Schöd um Laeg" aus Venlo.
  • 14 Uhr: Stadtführung; Treffpunkt am Weinbrunnen auf dem Marktplatz.
  • 15 Uhr: Musikalische Unterhaltung mit den Bläserfreunden Niederdollendorf.
  • 19 Uhr: Musik der Band "Zündstoff".

Sonntag, 4. Oktober

  • 11 Uhr: Katholischer Gottesdienst in Sankt Remigius sowie evangelischer Gottesdienst in der Christuskirche.
  • 11 Uhr: Die Weinstände sind geöffnet.
  • 12.30 Uhr: Traditioneller Festzug der Sankt Sebastianus-Junggesellen-Schützenbruderschaft Königswinter 1604 ab Schützenstraße mit rollender Weinprobe, Weingott Bacchus sowie Fähndelschwenken am katholischen Pfarramt und am Weinbrunnen.
  • 14 Uhr: Tanzdarbietungen von Tanzcorps aus dem Siebengebirge.
  • 15 Uhr: Stimmung mit "Schöd um Laeg".
  • 17 Uhr: Tanz mit der Partyband "Barbados".

Montag, 5. Oktober

  • 10 Uhr: Gottesdienst in Sankt Remigius.
  • 10.45 Uhr: Traditioneller Schwenkzug ab Sankt Remigius.
  • 16 Uhr: Die Weinstände sind geöffnet.
  • 17.30 Uhr: Fähndelschwenken im Weindorf.
  • 19 Uhr: Tanz mit der Partyband "Barbados".
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