Königssommer Einmal Bauchpinseln gefällig?

KÖNIGSWINTER · Verwunderte, aber auch neugierige Blicke haben Künstler beim vom Verein "antiform" organisierten Königssommer geerntet.

 Bauchpinsel-Service: Käthe Wenzel testet ihre Maschine an einem Jungen in der Fußgängerzone.

Bauchpinsel-Service: Käthe Wenzel testet ihre Maschine an einem Jungen in der Fußgängerzone.

Foto: Frank Homann

Eine "Göttin" im Fenster der "galerie.1", eine Chinesin, die einen (Plüsch)-Drachen in der Stadt "fliegen" ließ, und eine Berlinerin, die den Passanten mit ihrer Bauchpinselmaschine im Wortsinne auf den Leib rückte. Am Wochenende war das Motto der Veranstaltungsreihe Königssommer 2014: "perFORM.Performance", organisiert vom Verein "antiform". Zehn Künstler machten mit und ernteten teils verwunderte, aber vor allem auch neugierige Blicke.

"Man kann mich anbeten, um Lebenskraft, Stärke und Fruchtbarkeit bitten, sich inspirieren lassen und auch Kerzen aufstellen", meinte Eveline Muerlebach aus Bonn, die sich Hörner aufgesetzt hatte. Sie stellte symbolisch eine Capride dar, eine Ziege, die im früheisenzeitlichen Palästina ein beliebtes Ikon der göttlichen Mütterlichkeit darstellte.

Neben sich hatte sie einen Buddha aufgebaut, Räucherkerzen angezündet. Und mit einer Klangschale machte sie noch zusätzlich aufmerksam. "Ich spiele mit den Irritationen", sagte die Theaterpädagogin, bevor sie auf die Fensterbank kletterte, auf ihren Altar, und dort bewegungslos verharrte.

Viele Kinder zog sie in ihren Bann, und Fatma, Nasarz und Derya zündeten ein Kerzchen an. Während auch Jakob (8) die Göttin im Blick hatte, beobachtete sein Bruder Jonas (5) genau, wie Yingmai Duan den Drachen hin und her bewegte und selbst dem Hund Max seiner Großeltern ans Fell ging. Wuff!

Der ließ den Drachen links liegen. Und Yingmai operierte sich weiter durch die Hauptstraße. "In Königswinter setze ich extra einen Drachen bei meiner Performance ein, weil er zur Geschichte der Stadt gehört."

"Das Bauchpinseln ist menschlich, das Gute kann man benennen, das andere verschweigen" ,Gudrun Blumenthal

Auf dem T-Shirt von Käthe Wenzel aus Berlin stand "Jelly Belly Bauchpinsel-Service". Und vor dem Bauch trug sie ihre batteriebetriebene Bauchpinselmaschine. Einmal Bauchpinseln gefällig? Das Hemd anheben und sich mit einem echten Pinsel streicheln lassen, war die eine Sache.

Aber Käthe Wenzel, die mit Lisa Glauer diese Maschine entwickelt hatte, ging es ja noch um mehr. Um das Bauchpinseln im übertragenen Sinne. Wenzel fragte nämlich gleichzeitig bei ihren Probanden: "Wann haben Sie das letzte Mal gebauchpinselt und haben Sie etwas erreicht?"

Weil sich immer mehr Menschen als Selbstständige selbst vermarkten müssten, wäre das Thema aktueller denn je, sagte Wenzel. Sie erklärte: "Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle. Leute im Norden halten das Bauchpinseln eher für unehrlich, die im Süden gewinnen ihm meist einen freundlichen Zug ab." Und in Königswinter? "Mensch, das ist echt super. Es ist sehr charmant, gebauchpinselt zu werden", meinte beispielsweise Andreas Lehle. Und seine Frau Gudrun Blumenthal fügte hinzu: "Das Bauchpinseln ist menschlich, das Gute kann man benennen, das andere dann verschweigen."

Eine Besucherin aus Niederbachem meinte: "Die Begegnung eben mit dem Drachen fand ich toll." Und sie wollte garantiert nicht bauchpinseln.

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