Neues Notfallpunktesystem Schnellere Rettung im Siebengebirge

KÖNIGSWINTER · Rettungsaktionen im Siebengebirge sind für Feuerwehr und Rettungsdienste beileibe keine Seltenheit. Das Problem: Oft wissen die Helfer nicht, wo der genaue Unglücksort ist. Ein neues System soll nun Abhilfe schaffen

Mit einem neuen System von Unfallpunkten, das die Feuerwehren von Königswinter und Bad Honnef in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Wald und Holz, dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft und dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) entwickelt haben, soll dies nun der Vergangenheit angehören.

Im Herbst 2014 hatten Feuerwehr und Rettungskräfte zu vier Einsätzen innerhalb weniger Wochen im Siebengebirge ausrücken müssen. Am Stenzelberg war ein junger Mann rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt und dabei schwer verletzt worden. Einige Tage zuvor hatte die Feuerwehr in einer aufwendigen Aktion sechs Schüler und zwei Lehrer aus einem Steilhang am Drachenfels gerettet.

Davor musste ein Mann unterhalb des Drachenfelsplateaus geborgen werden: Er hatte nach einem Sturz, abseits offizieller Wege, die Orientierung verloren. Gleichfalls am Drachenfels ereignete sich ein weiterer Unfall: Mit einer Trage bargen die Retter einen 42-jährigen Mann aus Brühl, der sich einen Fuß gebrochen hatte - auch er hatte die offiziellen Wege verlassen. Neben dem unwegsamen Gelände bereitete den Einsatzkräften auch die ungenaue Angabe, wo sich der Verletzte befand, Probleme.

Weiße Hinweistafeln mit rotem Rand

220 Notfallpunkte gibt es jetzt im Naturpark, 144 in Königswinter, 76 in Bad Honnef. Dort finden sich in Abständen von durchschnittlich 500 Metern weiße Hinweistafeln mit rotem Rand im DIN-A 4-Format mit Nummern, die der Verunglückte oder Begleiter über den Notruf 112 an die Kreisleitstelle der Feuerwehr in Siegburg durchgeben kann. Dort ist der schnellste Zufahrtsweg zum jeweiligen Notfallpunkt hinterlegt.

Die Schilder befinden sich im VVS-Wald nur an Schutzhütten und Infotafeln, im Staatsforst auch an Pfählen, im Privatwald auch an Bäumen. Dabei mussten die Verantwortlichen erhebliche Überzeugungsarbeit besonders beim Landschaftsbeirat des Rhein-Sieg-Kreises leisten, der mit den auffälligen Schildern im Naturschutzgebiet so seine Probleme hatte. Der Beirat hätte die Hinweise lieber auf den neuen Wegesteinen gesehen.

2010 machte man sich erste Gedanken über ein neues System, 2012 traf man sich erstmals im Arbeitskreis. "Wir machen das ja alles ehrenamtlich. Deshalb hat es auch fünf Jahre gedauert", sagte Andreas Sauer von der Feuerwehr Königswinter. "Jeder Punkt musste einer der Löscheinheiten in Königswinter und Bad Honnef zugeordnet werden. Und das alles neben dem normalen Rettungsgeschäft", sagte sein Bad Honnefer Kollege Franz-Josef Tix. Im Kottenforst hat man mit dem System bereits positive Erfahrungen gemacht. "Es wird gut angenommen. Im vergangenen Jahr gab es 22 Einsätze nach dem Koordinatensystem", berichtete Matthias Berndt vom Forstamt Rhein-Sieg-Erft.

VVS-Vorsitzender Hans Peter Lindlar sieht als Zielgruppe nicht nur verunglückte Freizeitsportler - häufig auch Mountainbiker - im Siebengebirge, sondern in der älter werdenden Gesellschaft auch Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Der VVS hat im Übrigen auch seine mehr als 200 Ruhebänke im Siebengebirge mit GPS-Daten unterlegt.

Nicht ohne Handy

Die Rettungskräfte im gesamten Land NRW haben sich auf eine einheitliche Beschilderung geeinigt. Auf den weißen Hinweisschildern mit rotem Rand steht "SU" für Rhein-Sieg-Kreis. Die ersten beiden Ziffern enthalten das Kennzeichen der örtlich zuständigen Feuerwehr bei der Kreisleitstelle. So steht die Ziffer 06 für Königswinter, die 12 für Bad Honnef.

Dahinter folgt die Ziffer des Notfallpunktes, die in Königswinter von 1 bis 144, in Bad Honnef von 1 bis 76 durchnummeriert sind. Die beiden Städte und die Wehren raten, immer ein Handy mitzunehmen: Das Hilfssystem funktioniert nur über einen Anruf bei der auf den Schildern angegebenen Notfallnummer 112. Die Punkte können auch über die Handy-App "Hilfe im Wald" abgerufen werden.

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