Konzert des Akkordeon-Orchesters Königswinter Unkonventionelle Balkanreise

KÖNIGSWINTER · Zugegeben: Den allerbesten Ruf genießt das Akkordeon nicht. Süffisante Spitznamen à la "Quetschkommode" oder "Riemenorgel" vermag das Handzuginstrument nicht so recht abzuschütteln - zu Unrecht.

 Von fremdartiger Schönheit: Das Akkordeon-Orchester Königswinter widmete sich bei seinem Konzert der traditionellen Balkanmusik.

Von fremdartiger Schönheit: Das Akkordeon-Orchester Königswinter widmete sich bei seinem Konzert der traditionellen Balkanmusik.

Foto: Frank Homann

Denn was sich aus ihrem namensgebenden Musikapparat alles herauskitzeln lässt, bewies das Akkordeon-Orchester Königswinter bei seiner Serenade im Haus Bachem einmal mehr auf eindrucksvolle Art und Weise.

Diesmal hatten sich die Akkordeonisten rund eine Stunde lang einem wahren Exoten der Stilrichtungen verschrieben: der traditionellen Balkanmusik - und zwar in ihrer vollsten Blüte. Wer einen Abend voller lieblich-entspannender Melodien erwartet hatte, der erlebte sein blaues Wunder.

Das Programm bewegte sich abseits gewohnter europäischer Klangmuster, spielte gezielt mit Assonanz und Disharmonie, entfaltete sich zeitweise gar zur gespenstischen Kakophonie.

Die Tonlinien folgten nicht einmal dem üblichen Schema von Dur und Moll, dazu noch der hektische Fünfer- oder Siebener-Takt - auf dieses Ungeläufige, Außergewöhnliche musste man sich ohne Zweifel zunächst einmal einlassen.

Wer jedoch genauer hinhörte, und die Musik unvoreingenommen auf sich wirken ließ, der merkte, dass sich hinter der chaotischen anmutenden Fassade minutiös choreographierte Kompositionen verbargen. Es brauchte nur eine kurze Eingewöhnungsphase, dann offenbarte sich dem Publikum die ganze Vielfalt und fremdartige Schönheit dieser unkonventionellen musikalischen Balkanreise.

Hier Adolf Götz' "Dalmatinische Tänze" mit ihrem dramatischen Auf- und Abwogen spannungszerissener Klangbetten, kontrastiert mit schmerzvollen Klarinettenmelodien, dort der rustikale Charme der "Rumänischen Volkstänze" aus der Feder von Bela Bartok.

Doch nicht nur für die Zuhörer war das dargebotene Liedgut anders und anspruchsvoll, auch den Musikern verlangte der Auftritt einiges ab. Mit vollem Körpereinsatz dabei waren die beiden Nachwuchs-Akkordeonisten Gero Kurth und Tanja Schiefen, die gemeinsam sogar die feingliedrige Vertracktheit eines Mozartschen Menuetts zu Gehör brachten.

Mit Solovorträgen glänzten Ingeborg Nahm und Peter Reichelt; unverzichtbar auch Thomas Dupré an der Klarinette und Lukas Minz an der Perkussion. Ungewöhnliche Musik? Ohne Zweifel. Aber gerade deshalb - und nicht zuletzt auch aufgrund des absolut sicheren, souveränen Vortrags - ein eindringliches und faszinierendes Erlebnis.

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