Aktion Tagwerk in Siegburg Schüler sammeln als Bademeister oder Service-Kraft Geld für Afrika

Siegburg · Jugendliche des Siegburger Anno-Gymnasiums sammeln Berufserfahrung und verdienen Geld für gleichaltrige junge Leute in Afrika. Schüler arbeiten im Katholisch-Sozialen Institut und im Oktopus-Bad.

Christopher Weber erklärt den Schülern des Anno-Gymnasiums die Arbeit im Oktopus-Schwimmbad.

Christopher Weber erklärt den Schülern des Anno-Gymnasiums die Arbeit im Oktopus-Schwimmbad.

Foto: Nicolas Ottersbach

Bloß nicht an den Restauranttisch setzen. Das gilt als schlechte Etikette für Mitarbeiter in der Gastronomie. Also putzen Sofia Georgiadeu und Nathalie Hoffmann im Stehen die Weingläser, damit kein Fingerabdruck zurückbleibt. Die beiden Schülerinnen des Anno-Gymnasiums machten am Dienstag bei der Aktion Tagwerk mit. Dabei durften sie in den Service-Alltag des gerade eröffneten Katholisch-Sozialen Instituts auf dem Michaelsberg schnuppern.

Doch in der Ecke stehen und zugucken? Von wegen. „Wir werden hier direkt auf die Besucher losgelassen“, sagte Hoffmann. Am Vormittag machten sie Station an der Rezeption und betreuten die Gäste. „Ich hatte schon ein bisschen Angst, mit den Leuten zu sprechen“, erzählte die 17-Jährige. Die beiden erledigten Papierkram und zeigten den Gästen den Weg zu Seminarräumen oder Zimmern.

„Wir machen schon viele Jahre bei der Aktion Tagwerk mit, um einen Einblick in unsere Arbeit zu geben und auch die sozialen Projekte zu unterstützen“, sagte die stellvertretende KSI-Geschäftsführerin Sandra Bratschke.

Am Aktionstag gehen teilnehmende Jugendliche nicht wie gewohnt zur Schule, sondern suchen sich einen bezahlten Job, leisten Hilfsdienste im Freundes- und Familienkreis oder planen Veranstaltungen wie Flohmärkte. Der erwirtschaftete Erlös kommt Bildungsprojekten für junge Leute in Ruanda, Uganda, Burundi, Südafrika und Ghana zugute. Dieses Jahr haben bundesweit etwa 200.000 Schüler von 583 Schulen an der Aktion teilgenommen, der Trägerverein rechnet mit Einnahmen von rund 1,4 Millionen Euro.

Die Schülerinnen Jennifer Hentschler (17) und Mareile Faber (11) versuchten sich als Bademeister im Oktopus-Freibad. Allerdings ging ihr Tag um 8 Uhr etwas später los, als es für den technischen Leiter Christopher Weber üblich ist. Schon zwei Stunden bevor das Bad öffnet, kontrolliert er nämlich alle Rutschen, Wege und Geräte. „Wenn nachher ein Loch in der Rutsche ist oder es irgendwo scharfe Kanten gibt, könnte sich ja jemand verletzen“, erklärte er den Schülerinnen. Weber riet ihnen, immer offene Augen zu haben und auch auf Kleinigkeiten zu achten, um Gefahren für die Besucher zu erkennen.

„Wir wollten den Tag auch nutzen, um mal hinter die Kulissen zu schauen – sonst kennen wir das Bad nur aus der Freizeit und vom Schwimmen“, sagte Jennifer Hentschler. Weber erklärte beispielsweise, dass alleine der Tauchturm mit knapp drei Millionen Litern Wasser gefüllt ist. Dort erkundeten sie auch die Technik, mit der das Wasser des kompletten Schwimmbads gereinigt und gechlort wird.

Was nicht fehlen durfte, war der klassische Bademeister-Job: Die Mädchen patrouillierten am Nachmittag den Beckenrand hoch und runter. „Das ist alles interessant, aber hauptberuflich will ich das später nicht machen“, erzählte Hentschel. Allerdings konnte sie sich gut vorstellen, im Schwimmbad als Rettungsschwimmerin auszuhelfen. Felix Reinhardt, der seine Schulkameradinnen als Reporter begleitete, sah das anders. Er konnte sich durchaus vorstellen, in ein paar Jahren als Journalist zu arbeiten.

Was sie alle gut fanden: Dass sie mit ihrem Einsatz etwas für Gleichaltrige in den ärmsten Ländern der Welt tun. Denn während sie sich darüber freuten, für die Aktion einen Tag schulfrei zu bekommen, hätten viele andere gar nicht die Chance, in die Schule zu gehen. „Mit unserem Lohn helfen wir, dass auch arme Jugendliche und Kinder Bildung bekommen“, so Nathalie Hoffmann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort