Sophia Loren trägt Gablonz

Schöne Stücke des böhmischen Modeschmucks sind im Rheinbacher Glasmuseum ausgestellt

Rheinbach. Schwarze Korsage, High Heels und schwarze Röcke - die Mannequins trugen modernes Schwarz zu den farbenfrohen Trends der Haute Couture des Modeschmucks der vergangenen 200 Jahre.

Rund 120 Besucher sahen eine ungewöhnliche Auftaktveranstaltung der Ausstellung "Glanz und Glitter" im Rheinbacher Glasmuseum.

Fünf Studentinnen des Berufskollegs Glas Keramik Gestaltung trugen auf dem Laufsteg des Ratssaales Gürtel aus rosa Glassteinen mit Gold und bunte große Broschen aus Gablonz. Museumsdirektorin Ruth Fabritius schlüpfte in die ungewöhnliche Rolle der Moderatorin einer Modenschau.

"Vanessa trägt einen Gürtel?" Viele bekannte Namen schmückten sich mit den Kreationen, von denen heute kaum jemand weiß, dass sie aus der nordböhmischen Stadt an der Neiße stammten. Unter den Namensschildern von Dior und Chanel steckten Strass, Perlen und Colliers aus Böhmen.

Die Eigentümerin der umfangreichsten Sammlung dieser Schmuckstücke, Sibylle Jargstorf, stellte die Ausstellungsstücke zur Verfügung: "Sophia Loren trug Schmuck aus Gablonz." Auch der Gründer der Manufaktur, der zurzeit wohl berühmtesten Glitzersteine aus Glas, Daniel Swarovski, ist Böhme. Bis zum Zweiten Weltkrieg war "Gablonz" der bekannteste Name für Kleinglaswaren und Modeschmuck.

Nach der Vertreibung in den Jahren 1945 und 46 gründeten die Gablonzer neue Industrien, die wichtigsten in Kaufbeuren, im Fichtelgebirge und Schwäbisch-Gmünd. 1954 erreichte ihr Export 50 Prozent des Vorkriegsvolumens. 40 Prozent gingen ins Ausland nach Asien, USA und ins europäische Ausland.

Jetzt liefern 150 Betriebe Teile für die Computer-, Telekommunikations- und Automobilindustrie. Jargstorf ist in der ganzen Welt zu Hause und sammelt seit 20 Jahre Glasschmuck. "Ich liebe Glas."

Die Gablonzer Perlen wurden überall eingesetzt, zieren Jacken, Schals und Haarkämme. Fabritius skizzierte eine Gemeinsamkeit zwischen dem Rheinbacher und Neu-Gablonzern, ein Grund für die Ausstellung. Was Steinschönau für Rheinbach sei Gablonz für Neu Gablonz. In Rheinbach siedelten sich die vertriebenen Glaskünstler aus Steinschönau an, wie die Gablonzer im größten Stadtteil von Kaufbeuren: Neu-Gablonz. In einer Vitrine zeigen heutige Glaskünstler ihre Schmuckstücke. Franz Wenisch begann mit der "Farbenwelt Afrikas".

Das Begleitprogramm gibt's unter www.glasmuseum-rheinbach.de

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