"Haus der Alfterer Geschichte" Förderverein plant Ausstellung über das Leben der Juden

Alfter · Ein Sammlerstück aus Alfter steht im Mittelpunkt eines neuen Projekts des Fördervereins "Haus der Alfterer Geschichte": Rund um die etwa 100 Jahre alte Urkunde eines früheren jüdischen Mitbürgers ist am 26. Mai eine Ausstellung über jüdisches Leben in Alfter geplant.

 Die Urkunde soll der Mittelpunkt der Ausstellung werden, allerdings sucht Bärbel Steinkemper auch noch weitere Stücke dafür.

Die Urkunde soll der Mittelpunkt der Ausstellung werden, allerdings sucht Bärbel Steinkemper auch noch weitere Stücke dafür.

Foto: Wolfgang Henry

Bis dahin sollen umfangreich weitere Dokumente, Fotos und Berichte von Zeitzeugen gesammelt und aufbereitet werden, die über das Leben der hiesigen Juden und Einzelschicksale informieren, über den jüdischen Friedhof am Hühnerbuschweg und die Verlegung der Stolpersteine im Ortskern.

Die Urkunde ist eine Schenkung aus dem Nachlass des Alfterer Heimatforschers Willy Patt (1923-2008): Sein Sohn Manfred Patt hat dem Förderverein die Urkunde des jüdischen Metzgers Moritz Sander überlassen, die dieser zur Erinnerung an seine Dienstzeit 1910 bis 1912 im "4. Lehrbataillon der Schiessschule Jüteborg" erhalten hatte.

Sanders ist darauf persönlich in Uniform abgebildet, "doch die näheren Umstände kennen wir nicht", sagt Bärbel Steinkemper. Alfters ehemalige Bürgermeisterin ist Schriftführerin im Förderverein "Haus der Alfterer Geschichte" und koordiniert die Ausstellungsvorbereitungen.

Über Moritz Sander, geboren 1888, ist wenig bekannt. Er wanderte 1936 vor dem Holocaust aus, während sein Bruder Leopold, der eine Metzgerei in der Holzgasse betrieb, in Alfter blieb und 1938 auf dem jüdischen Friedhof am Hühnerbuschweg beerdigt wurde.

"Wir wollten die Urkunde von Moritz Sander im Haus der Alfterer Geschichte nicht einfach nur an die Wand hängen, sondern mit weiteren Informationen über das Leben der Juden in Alfter verbinden", erläutert Steinkemper die Hintergründe für die geplante Ausstellung.

Dabei wird sie unter anderem durch Gemeindearchivar Christian Lonnemann und Ruheständler Engelbert Szkwortz, den langjährigen Verwaltungschef im Alfterer Rathaus, unterstützt. "Wir möchten aber auch Zeitzeugen befragen", sagt Steinkemper. Gesucht werden außerdem Fotos von der Verlegung der Stolpersteine in der Holzgasse und in der Knipsgasse.

Sie wurden auf Anregung der damaligen Bürgergruppe "Ortsentwicklung Alfter", aus der später die Wählervereinigung "Freie Wähler" hervorging, im Oktober 2008 zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürger verlegt. Bei den Stolpersteinen, die der Künstler Gunter Demnig seit 2000 in Deutschland und Europa verlegt, handelt es sich um kleine Betonquader mit einer Messingplatte, in die die Namen und Daten der Holocaustopfer eingestanzt sind.

Ein noch bestehender Zeuge jüdischen Lebens in Alfter ist der Friedhof auf der Höhe von Alfter unweit des Buchholzweges. Er wurde 1719 erstmals urkundlich erwähnt, muss allerdings älter sein. Denn bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts ist jüdisches Leben in Alfter belegt. Es endete 1941 während der NS-Zeit.

Von den 18 Alfterer Juden, die 1938 noch beim Amt Duisdorf erfasst waren, gelang einigen die Flucht ins Ausland, andere wurden deportiert und in Vernichtungslagern ermordet. Der Friedhof mit seinen 20 Grabsteinen steht seit 1987 unter Denkmalschutz und gehört dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts kümmert sich als Nachfolgeorganisation der vernichteten jüdischen Gemeinden um die verwaisten jüdischen Friedhöfe. Die praktische Instandhaltung und Pflege obliegt jeweils den Städten und Kommunen.

Wer Dokumente, Fotos oder Erinnerungen zur geplanten Ausstellung beisteuern kann, wird gebeten, Bärbel Steinkemper anzusprechen, unter der Rufnummer 02222/5225.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort