Suchtprävention im Bornheimer Karneval Warme Getränke statt Alkohol für Jugendliche

Bornheim · Mitarbeiter des Jugendamtes begleiten die Bornheimer Karnevalszügen. Sie versorgen die jugendlichen Karnevalisten mit belegten Brötchen und warmen Getränken.

 Beim Karnevalszug Kardorf im vergangenem Jahr: Viel zerbrochenes Glas, viel Alkohol und viele Jugendliche.

Beim Karnevalszug Kardorf im vergangenem Jahr: Viel zerbrochenes Glas, viel Alkohol und viele Jugendliche.

Foto: Roland Kohls

Die Frauen und Männer in den grellgrünen Jacken sind vielen Jugendlichen gut bekannt: Sie führen bei den Karnevalsumzügen einen Bollerwagen mit sich. Und sie haben belegte Brötchen und heiße Getränke dabei. Damit wollen sie jungen Leuten eine Alternative zum Alkohol bieten.

„Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Jugendlichen anzuhalten, auf sich und auch auf ihre Freunde zu achten“, fasst Katja Cimpean, die im Jugendamt für die Jugendarbeit und den Jugendschutz zuständig ist, zusammen. Seit 2008 führt die Stadt Bornheim in enger Zusammenarbeit mit der Polizei die Aktion „Keine Kurzen für Kurze“ durch – eine Maßnahme der Suchtprävention, die sich unter anderem mit Plakaten und Flyern gegen die Abgabe von Alkohol an Minderjährige richtet.

Initiiert wurde die Aktion ursprünglich vom Jugendschutz in Köln und Bonn. Inzwischen hat die Stadt auch eigene Materialien entwickelt, die Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsamt an Gewerbetreibende ausgeben oder an Schulen verteilen. Darüber hinaus unterstützen die Bornheimer Tollitäten die Aktion.

„Elternsein hört an Karneval nicht auf“, mahnt Bürgermeister Wolfgang Henseler zu verantwortungsvollem Verhalten. Elvira Garbes, Leiterin des Jugendamtes Bornheim, ergänzt. „Es ist wichtig, dass Eltern, deren Kinder mit Freunden unterwegs sind, erreichbar sind, falls etwas passieren sollte.“ Überzeugt zeigte sich Sabine Walter, Leiterin des Ordnungsamtes, vom Konzept der „vier Säulen“: Neben Polizei und Hilfsorganisationen seien die Mitarbeiter des Jugendamtes mit ihrer „Bollerwagenaktion“ frühzeitig und präventiv vor Ort. Das Ordnungsamt sei während der tollen Tage mit insgesamt 20 Mitarbeitern für Kontrolle und Vernichtung von Alkohol zuständig. Besonderes Lob seitens der Polizei galt den Mitarbeitern der Jugendarbeit sowie den haupt- und ehrenamtlichen Helfern, die die Bollerwagenaktion auch in diesem Jahr stemmen wollen.

Sie begleiten die Karnevalszüge in Sechtem (Samstag, 30. Januar) und Roisdorf (Weiberfastnacht). Auch beim Karnevalszug in Waldorf (Karnevalssamstag) findet die Aktion statt: Anstelle eines Bollerwagens werden hier an einem Pavillon Brötchen, Tee und Wasser verteilt. „Wenn wir die Jugendlichen ansprechen, ist die Reaktion meistens positiv“, berichten Katja Cimpean und Julia Tomkins, Abteilungsleiterin Jugendpflege. Dennoch werden die Mitarbeiter unter anderem durch Rollenspiele im Bereich Deeskalation geschult. Bei den Umzügen in Sechtem und Roisdorf gibt es sogar heiße Pizza – und zwar im direkten Tausch gegen Alkohol. Als „Tauschbörse“ dient der Jugendbus, der bei den Zügen als fester Anlaufpunkt für Jugendliche bereitsteht. Für den Notfall hat die Stadt Bornheim an Weiberfastnacht auch eine Auffangstation im Jugendamt eingerichtet. Dort werden Jugendliche betreut und können sich ausruhen. Sanitätsdienste leisten medizinische Hilfe an festen und mobilen Unfallhilfestellen.

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