Meckenheimer Geschäftshaus am Neuen Markt Markt-Center: Gläubigern sind die Angebote zu niedrig

MECKENHEIM/RHEINBACH · Es hat was von Boulevardtheater: Das häufige Öffnen und Schließen der einzigen Tür im Saal 205 des Amtsgerichts Rheinbach ist ansonsten nur von Verwechslungskomödien bekannt. Dabei stand gestern die Zwangsversteigerung des Meckenheimer Markt-Centers am Neuen Markt am Saaleingang angeschlagen.

 Bei 2,880 Millionen Euro lag das Höchstgebot fürs Markt-Center am Neuen Markt in Meckenheim - für die Gläubiger zu wenig.

Bei 2,880 Millionen Euro lag das Höchstgebot fürs Markt-Center am Neuen Markt in Meckenheim - für die Gläubiger zu wenig.

Foto: Roland Kohls

Das Geschäftshaus mit Läden, Gastronomie, Arztpraxen und zwei Wohnungen liegt in der Fußgängerzone des Neuen Markts. Exakt eine halbe Stunde haben die Bieter Zeit, ihr Angebot für das laut Sachverständigem 5,709 Millionen Euro teure Objekt bei Richter Jan Fante vorzubringen. Viel Zeit, um flugs den Gerichtssaal für Flurgespräche oder ein Handytelefonat zu verlassen und wieder zu betreten.

Doch just nach der Aufforderung Fantes tut sich erst mal nichts. Beredtes Schweigen erfüllt den holzgetäfelten Raum. Keiner der 17 Zuhörer im Saal 205 will sein Gebot platzieren. Neben der Mainzer Volksbank und der Westend Olympic GmbH hat die Stadt Meckenheim eine Forderung in Höhe von 100.000 Euro beim Amtsgericht platziert.

Wie es um den Zustand der viergeschossigen Immobilie mit einer Nutzfläche von 6650 Quadratmetern bestellt ist, berichtet der Zwangsverwalter. Seit Juni 2013 stehe das Objekt, welches monatliche Mieteinnahmen von 47 000 Euro generiert, unter Zwangsverwaltung. Seinerzeit habe sich das Markt-Center in einem "relativ schlechten Zustand befunden", berichtet der Zwangsverwalter. Mancher Ladenbesitzer habe daraufhin eigenständig die Miete gemindert. Verbesserungen seien bei der Außendarstellung, beim Brand- und beim Blitzschutz erzielt worden. Doch beim Dach sei selbst nach akribischer Ursachenforschung ein "Feuchtigkeitsproblem" erkennbar. Die Belüftung und ein Heizungsbrenner seien sanierungsbedürftig.

Etwa vier der 30 Minuten langen Bietzeit sind verstrichen, da schreitet der erste Interessent an den Richtertisch und hinterlegt sein Angebot: 250.000 Euro - das Mindestgebot ist auf 2,854 Millionen Euro taxiert. 20 Minuten tut sich - außer gelegentlicher Türbewegung - nichts. Dann schraubt der Bieter sein Angebot auf 2,860 Millionen. Ein zweiter Interessent erhebt sich von seinem Stuhl und steigert auf 2,861 Millionen. Das Schlussgebot liegt schließlich bei 2,880 Millionen Euro - zu wenig für die Gläubiger. "Dem erteilen wir keinen Zuschlag", heißt es seitens der Bank. Da keiner bereit ist, sein Angebot zu erhöhen, endet die Versteigerung ohne Zuschlag. Im Januar, so Richter Fante, geht der nächste Termin über die Bühne.

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