Justizvollzugsanstalt Rheinbach Kabarettist Wilfried Schmickler sorgt für Abwechslung "im langweiligen Alltag"
RHEINBACH · Sowohl für Wilfried Schmickler als auch für seine Zuhörer war der Auftritt in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach eine Premiere. Auch wenn der bekannte Kabarettist und Satiriker vor drei Jahren schon einmal in der JVA Remscheid für Unterhaltung gesorgt hatte, so trat er am Mittwochabend zum ersten Mal in der renovierten Anstaltskirche in Rheinbach vor rund 60 Insassen auf.
Er gilt zwar als "Scharfrichter unter den deutschen Kabarettisten", doch in Schmicklers Programm in der JVA war von einer expliziten Schärfe wenig zu spüren. Dafür hatte er sein Konzept ganz auf seine Zuhörer im Gefängnis ausgerichtet. Witze über Religion, Polizei, V-Leute, Männer und Frauen riefen Lacher hervor. Kritisch beäugte er das Rauchverbot. "Es gibt die Tendenz, das Rauchen in der eigenen Wohnung zu verbieten und dabei die Autowerkstatt zu schützen", ätzte Schmickler. Für ihn nicht nachvollziehbar sei die "Handymanie" in der Bahn. "Wen interessiert es, ob der Herr von Platz 48 Probleme mit der Bandscheibe hat? Ich plädiere für Sprechverbot. Wenn man den Quatsch anderer Menschen am Handy anhört, wird man depressiv", meinte der Kabarettist.
Auch die ewige Beschallung mit Popmusik, ob im Kaufhaus oder am Pissoir an der Autobahn, bekam ihr Fett weg. Die Zuhörer waren begeistert. "Es war wirklich gut und abwechslungsreich im langweiligen Alltag", sagte einer der Insassen. "Wir wollen keine Politik. Wir wollen uns ablachen", meinte ein anderer. Schmickler trug dem Rechnung, wie der tosende Applaus am Ende zeigte.
Neben Kabarett hat es auch schon Auftritte von Popgruppen, Clowns und anderen Künstlern in der JVA gegeben. Vier Veranstaltungen im Jahr stellt der Kunst- und Literaturverein für Gefangene (KLVG) aus Dortmund auf die Beine. So auch den Auftritt Schmicklers. "Die meisten Künstler, die wir in die Gefängnisse vermitteln, sind Newcomer. Solche wie Schmickler sind selten", freute sich KLVG-Mitglied Günter Schwichtenberg.
