Julio Cortázar "Literatur im Takt" in Rheinbach stand im Zeichen des argentinischen Sprachjongleurs

Der zweite Abend in der Reihe "Literatur im Takt" wartete mit der nationalen Premiere eines Programmes auf, das die Besucher mitnahm auf eine literarische und musikalische Reise.

Literatur im Takt: Wesley G. (v.l.), Daniel Guggenheim und Maximilian Hilbrand.

Literatur im Takt: Wesley G. (v.l.), Daniel Guggenheim und Maximilian Hilbrand.

Foto: Gerda Saxler-Schmidt

Schauspieler und Sänger Maximilian Hilbrand widmete sich dem argentinischen Sprachjongleur Julio Cortázar (1914-1984). "Cortázar ist ein Autor, der in Deutschland nahezu unbekannt ist. In seinen Erzählungen bringt er die Wirklichkeit auf ganz neue Ebenen", sagte Buchhändler Andreas John dem Publikum zur Einführung.

Der Vortrag der Texte wurde ergänzt durch Jazzstücke aus den 30er und 40er Jahren, die die Geschichten atmosphärisch fortführten. Die Jazz-, Blues- und Funkvirtuosen Daniel Guggenheim, Saxophonist, und Wesley G. an der Gitarre begeisterten das Publikum mit ihren Improvisationen. Das Arrangement wurde mit Blick darauf, dass Cortázar selbst ein großer Jazzfreund war, abgestimmt.

An Cortázars Texten fasziniert Hilbrand "die Verspieltheit, die Phantasie, das Abgründige, der unwiderstehliche Sog, den seine Geschichten erzeugen. Ich mag die Lebenslust und die Lebensliebe, die in seinen Werken zum Ausdruck kommt". Cortázars Kurzgeschichten sind witzig und tiefsinnig und lassen zugleich Raum für Vieldeutigkeit und Ambiguität. Da geht es beispielsweise um einen Protagonisten, der von einer kleinen Katastrophe zur nächsten stolpert und versehentlich bei einem Sturz den Kanarienvogel zerquetscht. Oder aber um eine originelle Betrachtung über den fallenden Regen.

In einer Katzengeschichte erzählt Cortázar von dem freien Straßenkater Theodor W. Adorno, der von einem Ehepaar, das alljährlich Urlaub im südfranzösischen Cazeneuve macht, verwöhnt wurde und der später vermeintlich "fromm" wird, da er sich von einem katholischen Großmütterchen versorgen lässt.

"Das war eine typisch männliche Sicht. Katzen wollen keine Freiheit. Katzen wollen ein Zuhause", sagte Eliane Geertz (66). Sowohl die literarische als auch die musikalische Darbietung kam sehr gut beim Publikum an. "Der erzählt so spannend, ich könnte ihm stundenlang zuhören", sagte Brigitte Schledorn (65). "Eigentlich mag ich Jazz sonst nicht so, aber die Musik hier gefällt mir", erklärte Schulabsolventin Anna Kremmin.

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