Ein Gang, der sich alles andere als ein Spaziergang darstellte. Vielmehr: Höhenfest und schwindelfrei mussten die beiden sein. Aber sie wollten Flagge zeigen. Ausgerüstet waren die Herren mit einem weißen Betttuch. Am Gipfelkreuz, das Mitglieder des Kölner Eifelvereins anbrachten, als Papst Johannes Paul II. 1986 in Köln weilte, zurrten die "Bergsteiger" ihre Fahne fest.

Auf der stehen die Namen sämtlicher Schüler der vierten Klasse, die am Mittwoch ihren letzten Schultag in Rhöndorf haben. Nach den Ferien werden sie weiterführende Einrichtungen besuchen. Zum Abschied also nun der Fahnengruß aus Freude, das erste Kapitel der Schullaufbahn geschafft zu haben. Keine Erfindung der Neuzeit.

Vielmehr verbirgt sich dahinter ein ganz alter Brauch. Wenn die letzte Klasse der Rhöndorfer Schule sich nach damals noch acht Jahren verabschiedete, wurde die weiße Fahne gehisst. Deshalb heißt der Knubbel bei den Rhöndorfern auch "Schulfelsen". Allerdings haben Generationen von Königswinterern das Zeichen falsch interpretiert.

Sobald die Fahne am Drachenfels hing, hatten die Burschen nichts Eiligeres zu tun, als sie herunterzuholen. Mal sehen, wie lange die Fahne diesmal hängt. Aber in Zeiten, in denen die Nachbarn zusammen eine Volkshochschule betreiben, dürfte eher der Wind als von Schabernack beflügelte Jugendliche die Flagge streichen.

Mit dem heimlichen Abnehmen wäre es ohnehin vorbei, wenn Ratsherr Peter Profittlich zu besonderen Anlässen endlich das Gipfelkreuz beleuchten dürfte. Bisher ist er mit seinem Wunsch an den Behörden gescheitert. Roswitha Oschmann