Oranje-Neuaufbau mit WM-System - Ergebnis unwichtig

Hannover · Die Ereignisse von Paris haben auch im Lager der Niederländer die Vorfreude auf den Klassiker gegen Deutschland verdrängt. Bondscoach Danny Blind verlas eine Erklärung, in der er seine Betroffenheit über die Anschläge zum Ausdruck brachte.

 Danny Blind will ein Zeichen für "Freiheit, Demokratie und Solidarität" setzen. Foto: Robin Van Lonkhuijsen

Danny Blind will ein Zeichen für "Freiheit, Demokratie und Solidarität" setzen. Foto: Robin Van Lonkhuijsen

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"Die Ereignisse haben einen tiefen Eindruck bei uns hinterlassen", sagte Blind. "Man realisiert, dass es wichtigere Dinge gibt als Fußball", sagte der Nationaltrainer, der mit seiner Mannschaft auf dem Flug von Cardiff nach Hannover den mehr als 120 Opfern in einer Schweigeminute gedachte.

Er begrüße dennoch, dass die Partie am Dienstag stattfindet. "Sport hat eine verbindende Kraft, die müssen wir gebrauchen", sagte Blind. Es gehe darum, gemeinsam ein Zeichen gegen den Terror und für "Freiheit, Demokratie und Solidarität" zu setzen.

Viele seiner Spieler hätten bereits am Freitagabend Kontakt mit deutschen Teamkollegen aus der Bundesliga aufgenommen. So auch Schalkes Angreifer Klaas-Jan Huntelaar, der sich bei Debütant Leroy Sané über die Vorfälle informierte. "Wir bekommen es über die Medien mit, aber diese Jungs haben es in Wirklichkeit erlebt", meinte Huntelaar.

Das Ergebnis im letzten Länderspiel des Jahres sei deshalb vollkommen nebensächlich. "Der Sieg ist nicht wichtig, das Spiel steht allein im Zeichen der Einigkeit, nicht vor dem Terror zu weichen", sagte Blind. Die sonst so große sportliche Rivalität zwischen Deutschland und den Niederlanden spiele dieses Mal keine Rolle. "Es ist ein Freundschaftsspiel, im wahrsten Sinne des Wortes."

Gleichwohl werden die Niederländer die Partie in Hannover durchaus ernst nehmen. "Wenn die Spieler morgen das Feld betreten, dann sind sie Fußballer, die noch immer eine gute Leistung zeigen und gewinnen wollen", sagte Blind. Schließlich kann der WM-Dritte nach der Schmach der verpassten Europameisterschaft 2016 gute Resultate besser denn je gebrauchen.

Im Nachbarland ist der Frust über das erstmalige Fehlen bei einer EM seit 32 Jahren immer noch groß. Dass es die Elftal in einer Gruppe mit unter anderem Island, Tschechien und der Türkei nicht geschafft hat, unter die ersten Drei zu kommen, hat die stolze Fußball-Nation bis ins Mark getroffen. "Der Schmerz ist noch lange nicht weg. Der bleibt, mindestens bis zum Sommer", sagte Kapitän Arjen Robben.

Der Flügelflitzer von Bayern München, der beim 3:2 in Wales am Freitag zweimal erfolgreich war, wird in Hannover fehlen. Das war bereits zuvor zwischen ihm und Blind besprochen worden. Offiziell will Robben nach längerer Verletzungspause kein Risiko eingehen, aber der 31-Jährige wollte sicher auch den drohenden Schmähgesängen der deutschen Anhänger aus dem Weg gehen.

Ob das hämische "Ohne Holland fahren wir zur EM" angesichts der Geschehnisse von Paris tatsächlich durch das Stadion hallen wird, bleibt abzuwarten. Die Atmosphäre sei komplett anders, als bei der Vereinbarung der Partie zu erwarten gewesen sei, sagte Blind. "Es fühlt sich nicht gut an, über Systeme oder Aufstellung zu reden."

Gleichwohl spielt das System bei den Niederländern derzeit wieder eine große Rolle. Blind ist nach dem schmachvollen Aus in der EM-Quali zum so erfolgreichen WM-System mit fünf Defensivspielern zurückgekehrt. "Die missglückte EM-Quali war der Anlass, um etwas zu verändern", sagte Mittelfeldregisseur Wesley Sneijder. "Das System hat viel Beifall gefunden, darum sind wir zu ihm zurückgekehrt", kommentierte Blind. Am Dienstag wird das alles ziemlich nebensächlich sein.

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