Bonn gegen Vechta Baskets zittern sich zum Sieg
Bonn · Gamble will nicht verlieren: Der Center rettet die Baskets gegen Vechta in der Schlusssekunde in die Verlängerung und führt sie dann zum 88:83-Sieg.
Man kann nicht behaupten, dass es mit den Telekom Baskets Bonn in dieser Saison langweilig wird. Dem umjubelten 95:83-Sieg am Dienstag gegen Bayern München folgte gestern erneut im Telekom Dome gegen den Tabellenletzten Rasta Vechta ein Spiel, das die 4530 Zuschauer bis zum Schluss buchstäblich auf die Folter spannte und erst in der Verlängerung die Erlösung brachte. Mit Ach und Krach setzte sich der Tabellenfünfte mit 88:83 (25:25, 18:25, 16:13, 18:14, 11:6) durch.
Dabei hatten die Baskets bis in die Schlussphase fast schon wie der Verlierer ausgesehen. Zum entscheidenden Spieler avancierte Julian Gamble. Der Center versenkte den Ball zwei Sekunden vor der Schlusssirene per Dunking zum 77:77 im Korb und erzwang damit die fünf Extraminuten, in denen er mit sieben weiteren Punkten entscheidend am vom Publikum frenetisch gefeierten Erfolg beteiligt war. Mit 21 Zählern avancierte der 27-Jährige auch zum Topscorer einer Begegnung, in der die Baskets es zuließen, dass ein frech aufspielender Gast Minute zu Minute Selbstvertrauen tanken durfte und den Sieg durchaus verdient gehabt hätte.
„Unsere Verteidigung war in der ersten Halbzeit nicht auf dem Level wie gegen Bayern München. Wir haben ohne die nötige Intensität gespielt“, erklärte Bonns Trainer Predrag Krunic. Er war im Vorfeld nicht müde geworden, vor dem Gegner zu warnen und ihn stark zu reden. Was dann in den Köpfen der Spieler wirklich angekommen ist, wird niemand so genau sagen können. Jedenfalls waren die Baskets während der gesamten ersten Halbzeit nie Herr der Lage, sondern ließen sich von dem unbekümmert aufspielenden Tabellenletzten dessen Spiel aufzwingen.
Vor allem, als die Wurfquote aus der Distanz zunehmend schlechter wurde und die Bonner sich kaum noch unter den Körben durchsetzen konnten erspielte sich Vechta einen komfortablen Vorsprung: 50:43 zur Pause. Antreiber waren vor allem der wuselige Routinier Derrick Allen, der oft genug freigespielt wurde und zumWurf kam, und Frank Gaines. Aber auch die anderen Rasta-Männer profitierten ein ums andere Mal von der aggressiven, schnellen und entschlossenen Spielweise ihrer Mannschaft, die bis kurz nach der Pause für deutliche Verunsicherung im Team der Baskets sorgte.
Als Gaines aus der Distanz zum 53:43 vollstreckt hatte, kamen die Hausherren dann doch so allmählich in Fahrt. Es brauchte so etwas wie eine Initialzündung, um die Baskets zu wecken. Die lieferte Julian Gamble, als er Philipp Neumann, mit er lange Zeit große Probleme hatte, an der Mittellinie den Ball klaute und sich buchstäblich zum 53:57 tankte. Jetzt war Feuer auf dem Feld und auf den Tribünen. Beim 57:57 durch Ken Horton hatten die Bonner einen 10:0-Lauf hingelegt. Vechta konterte jedoch zum 75:68, von Konzentrationsschwächen und Fehlern der Gastgeber profitierend. Doch die hatten jetzt die Intensität in ihrem Spiel, die ihr Trainer von ihnen verlangte, wobei sich die Einwechselung des angeschlagenen Yorman Polas Bartolo besonders bemerkbar machte. Der Deutsch-Kubaner hielt unter anderem Gaines sicher in Schach. Krunic: „Yorman war für uns sehr wichtig heute. Er hat einen guten Job gemacht.“
Mit einem 7:0-Lauf glich Bonn zum 75:75 aus. Nicht viel hätte aber gefehlt, und aus einem Pflichtsieg wäre eine Blamage geworden. 13 Sekunden vor der Schlusssirene brachte Besnik Bekteshi Vechta an der Freiwurflinie mit 77:75 in Front. Jetzt wurde es eng, denn Mayo scheiterte im Gegenzug mit einem Korbleger, der ins Aus geblockt wurde. Nur noch drei Sekunden. Entsetzen bei Vechtas Coach Andreas Wagner, als Gamble beim folgenden Einwurf völlig frei unter dem Korb an den Ball kam, die Verlängerung erzwang und dann das Momentum an sich riss.
Zweimal war der 2,08-Meter-Mann nach Fehlwürfen seiner Mitspieler zu Stelle, um sie ins Netz zu tippen, verwandelte einmal aus der Nahdistanz und einmal an der Freiwurflinie. Den Deckel drauf machte am Ende Bartolo mit zwei Freiwürfen, nachdem er sich zuvor das Leder erobert hatte. „Unsere Eins-gegen-eins-Verteidigung in der zweiten Halbzeit war der Schlüssel zum Erfolg, das war harte Arbeit“, sagte Baskets-Spielder TJ DiLeo.
Bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) geht es für Bonn im Fiba Europe Cup mit einem weiteren Heimspiel weiter. Dann ist Nikosia zu Gast im Telekom Dome.
Statistik:
Bonn: Ojars Silins 10 Punkte/2 Dreier, Filip Barovic 4, Ryan Thompson 12/1, Johannes Richter 3, Julian Gamble 21, TJ DiLeo 4, Florian Koch, Yorman Polas Bartolo 3, Josh Mayo 16/3, Ken Horton 15/1.
Vechta: Allen 22, Gaines 18/4, Standhardinger 12, Bekteshi 11/1, Ehambe 6, Neumann 6, Geske 4, Warecht 4, Cooney.
Trefferquote: Bonn 46% (29/63), Vechta 46% (33/71); Dreier: Bonn 25% (7/28), Vechta 31% (5/16); Zweipunktewürfe: Bonn 63% (22/35), Vechta: 51% (28/55); Freiwurfquote: Bonn 74% (23/31) Vechta 92% (12/13); Rebounds: Bonn 38 (Bester: Horton 7), Vechta 39 (Bester: Standhardinger 11); Assists: Bonn 20 (Bester: Mayo 6), Vechta 18 (Bester: Geske 7); Ballgewinne: Bonn 10, Vechta 8; Ballverluste: Bonn 17, Vechta 17; Fouls: Bonn 18, Vechta 26.