Nach dem Debakel Zeitplan zur Sanierung des Nürburgrings steht

NÜRBURG · Der Zeitplan zur Sanierung des insolventen Nürburgrings steht. Alle Beteiligten sollen mitreden dürfen, sagt Sanierer Thomas Schmidt. Bis zu drei Jahre könne es dauern, bis der Ring wieder mit Vollgas fährt.

Seit rund zwei Wochen ist er Sanierungschef der legendären Rennstrecke Nürburgring - Thomas Schmidt macht Tempo. Der Fahrplan für sein Zukunftskonzept stehe bereits, sagt der Professor, der schon 500 bis 1000 Insolvenzverfahren betreut hat. Bei der Rettung des insolventen Rings will der Sanierungsgeschäftsführer alle Beteiligten einbinden. "Es soll auf jeden Fall der Eindruck vermieden werden, dass im stillen Kämmerlein eine Entscheidung getroffen wird", sagt Schmidt der Nachrichtenagentur dpa.

In den nächsten Tagen soll unter www.nuerburgring-dialog.de eine Plattform geschaltet werden, auf der alle Informationen zum Stand des Verfahrens stehen und wo jeder Vorschläge einbringen kann. Das Ziel: ein "transparenter Dialog" mit Workshops. Der Insolvenzexperte ist vom Land Rheinland-Pfalz bestellt worden, um den hoch verschuldeten Ring wieder auf Kurs zu bekommen. Der gebürtige Niedersachse zeigt sich optimistisch: "Wir werden alles tun, den Nürburgring auf Dauer in einer Art und Weise zu erhalten, dass auch die nachfolgenden Generationen Freude daran haben werden."

Zunächst müssen die europarechtlichen Rahmenbedingungen geklärt werden: "Es kann sein, dass das EU-Recht uns zwingt, in einen Versteigerungs- und Verkaufsprozess einzusteigen", sagt Schmidt. Er hoffe, dass nicht alles öffentlich versteigert werden müsse und es auch getrennte Lösungen für Freizeitpark und Rennstrecke geben kann.

In einem zweiten Schritt will Schmidt mit dem Sachwalter Jens Lieser aus Koblenz ein Konzept entwickeln und in die Diskussion einbringen. Und das soll dann mit Brüssel abgestimmt werden, um Rechtssicherheit zu haben. So könnte das Insolvenzverfahren voraussichtlich am 1. November eröffnet werden.

Die Nürburgring GmbH, die zu 90 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz und zu 10 Prozent dem Kreis Ahrweiler gehört, hat Insolvenz beantragt, weil Pachtzahlungen ausblieben und die EU-Kommission eine Finanzspritze des Landes nicht genehmigen will. Die Netto-Schulden am Ring belaufen sich nach einem Gutachten einer Koblenzer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf rund 400 Millionen Euro.

Die gekündigten Privatpächter Jörg Lindner und Kai Richter sollen bis 31. Oktober den Ring verlassen. "Es gibt auf beiden Seiten ein gesteigertes Interesse, rasch zu einer Lösung zu kommen", sagt Schmidt. Ob und wieviel Geld die Pächter noch für Dinge bekommen sollen, die ihnen gehören, sei offen. Aber noch hätten die Pächter die Zahlen nicht auf den Tisch gelegt. "Ich hoffe, dass das zeitnah geschehen wird."

Auch wenn das Ring-Konzept offen ist, können Motorsportfans hoffen: "Es steht für mich außer Zweifel, dass auf dem Nürburgring auch zukünftig Rennen gefahren werden, und dass man dort als Privatmann wie in der Vergangenheit auch weiter Zutritt hat", sagt Schmidt. Es werde nicht passieren, dass jemand mit viel Geld komme und die Öffentlichkeit ausschließe. Klar sei auch, dass der Ring für die Formel 1 in der jetzigen Situation kein Antrittsgeld an Bernie Ecclestone zahlen werde. 2011 hatte das Land für die Formel 1 am Ring noch gut 13 Millionen Euro hingelegt.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Rheinland-Pfalz begrüßt die Pläne von Schmidt. "Seine Schritte klingen logisch", sagt Fachbereichsleiter Jürgen Jung in Mainz. Es sei wichtig, die Rennstrecke "in der Nähe der öffentlichen Hand" zu halten. Der Steuerzahlerbund fordert dagegen eine komplette Privatisierung am Ring. "Es ist einfach nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, Vergnügungsveranstaltungen zu subventionieren", sagt Verbandschef Harald Augter.

Wie lange wird es dauern, bis der Ring wieder mit Vollgas fährt? "Es ist durchaus möglich, dass es drei Jahre dauern wird", sagt der Chef-Sanierer. "Ich hoffe aber, wir kriegen es schneller hin." Wenn ein Insolvenzplan erstellt werde, könnte bereits 2013 das Insolvenzverfahren zu Ende sein. Wenn der Ring aber in ein europäisches Vergabeverfahren gehen müsse, dauere es länger.

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