GA-Serie "Unterwegs mit..." Echte Fründe

PÜTZCHEN · "Soll ich dir etwa rüber helfen?", scherzt Franz Krupka. "Das wär' ja mal was anderes - wenn du anstelle von Kindern ab jetzt Senioren über die Straße hilfst", erwidert lachend Willi Härling. Der pensionierte "Dorfpolizist" und "Schülerlotse" Krupka will mir gemeinsam mit seinem langjährigen Freund, dem ehemaligen Lokalpolitiker Willi Härling, sein "Revier" Pützchen-Bechlinghoven zeigen.

 Als Kinder hätten sich die beiden Bechlinghovener Franz Krupka (l.) und Willi Härling eine Einrichtung wie die Jugendfarm gewünscht.

Als Kinder hätten sich die beiden Bechlinghovener Franz Krupka (l.) und Willi Härling eine Einrichtung wie die Jugendfarm gewünscht.

Foto: Leif Kubik

Wir treffen uns - wie könnte es auch anders sein - natürlich vor der Marktschule. Der Bezirksbeamte sicherte hier viele Jahre fast jeden Morgen die beiden Fußgängerüberwege und war bei den Schülern, Lehrern und Eltern bekannt wie ein bunter Hund. Als ich ankomme, stehen die beiden vor dem mittäglich ruhigen Schulgebäude und flachsen über gemeinsame Erlebnisse.

"Das ist nicht nur mein ehemaliges Revier, das ist meine Heimat", sagt Krupka und seine Mine lässt nur erahnen, wie viele persönliche Erinnerungen ihm gerade durch den Kopf schwirren.

"In dem Haus da hinten bin ich aufgewachsen", erzählt er, während wir uns von der Schule in Richtung Alaunbach auf den Weg machen. "Den Willi", sagt er, "kenn' ich schon fast so lange ich denken kann: In seinem Elternhaus direkt nebenan, bin ich als Jugendlicher ein- und ausgegangen."

Bevor wir die Häuser passieren, machen wir aber noch einen Stopp auf der Brücke über den Alaunbach: "Hier verläuft die Grenze zwischen Pützchen und Bechlinhoven", erklärt Härling mir. "Was viele gar nicht wissen - Bechlinghoven ist eigentlich sogar älter als Pützchen, wurde 1299 erstmalig urkundlich erwähnt. Das ist immerhin 68 Jahre früher, als die erste Erwähnung von Pützchen."

Zwischen den beiden Ortsteilen gab es schon immer kleine lokalpatriotische Nickeligkeiten und Krupka und Härling machen keinen Hehl daraus, dass sie stolz darauf sind, Bechlinghovener zu sein. Weiter geht's an den Häusern der beiden vorbei in die Glückstraße: "Das ist ?Downtown' Bechlinghoven - hier liegt die Keimzelle des Ortes" erzählen mir die zwei Männer, die - obwohl sie immerhin ein Altersunterschied von zehn Jahren trennt - beide unzählige Kindheits- und auch viele gemeinsame Erinnerungen mit dieser Straße verbinden.

Zum Beispiel die an den "Dorfsheriff", der hier in den frühen 50er Jahren zum großen Amüsement der unbeteiligten Zuschauer, sogar seiner Frau ein "Knöllchen" ausstellte, weil die beim Abbiegen kein Signal gegeben hatte.

"Der war nicht unbedingt mein Vorbild - mein Anreiz, zur Polizei zu gehen, war eher Freund und Helfer anstatt Kontrolleur zu sein", erinnert sich Krupka. "Hier in der Glückstraße fand 1999 auch das große Fest der Ortsvereine zum 700-jährigen Jubiläum statt", erläutert Härling und weist in Richtung des historischen Fachwerkensembles des Buchholz-Hofes.

Weiter geht's zur Jugendfarm: "Eine schöne Einrichtung - so etwas hätte ich mir als Kind auch zum Spielen gewünscht", freuen sich die beiden Männer, während sie versuchen, es sich auf den beiden riesigen Holzliegen vor der Farm bequem zu machen. "Schade, dass die noch im Schatten stehen", bedauern die beiden grinsend: "Sonst wär' der Spaziergang hier zu Ende."

Vor dem Blauen Haus, dem Jugendzentrum der Nommensenkirche, treffen wir Pfarrerin Bettina Gummel, die sich in ihrer Mittagspause zum Nordic-Walking im Bonner Bogen aufmacht.

Quer über die Wiesen des Marktgeländes geht es Richtung Pfarrkirche und Brünnchen: "Pützchens Markt war für mich in meiner aktiven Zeit das jährliche Highlight", erzählt Krupka. Mit dem offiziellen Startschuss war der schlimmste Stress meistens überstanden: "Im Ort ist während des Aufbaus nichts abgesperrt, und da gab es immer viel zu regeln. Aber ich kannte ja fast jeden Schausteller persönlich - das hat vieles einfacher gemacht."

Nach einer guten Stunde geht unser Rundgang schließlich vor dem Brünnchen zu Ende: für Härling, der ja bei den Sebastianus-Schützen aktiv ist und auch sonst unzählige Veranstaltungen im Pfarrheim organisiert hat, so etwas wie sein zweites Zuhause: "Ich fühle mich als echter Pützchen-Bechlinghovener eben doch in beiden Dorfteilen heimisch."

Zu den Personen

Franz Krupka und Willi Härling sind Pützchener Urgesteine und zumindest ersteren kennt im Ort jedes Kind. Oder genauer gesagt: Jeder, der zwischen 1986 und dem vergangenen Herbst Schüler der Marktschule war, denn jeden Morgen vor seinem offiziellen Dienstbeginn betätigte sich Krupka als "Schülerlotse".

Willi Härling ist den meisten "im Dorf" als engagierter Lokalpolitiker aber auch als begeisterter Karnevalist und Schützenbruder bekannt.

GA-Serie

In der GA-Serie "Unterwegs mit ..." lassen wir uns in loser Abfolge von Beueler Persönlichkeiten ihre liebsten Routen durch Beuel zeigen. Bei einem gemeinsamen Spaziergang erklären sie uns, was es dort zu sehen gibt und warum ihnen ausgerechnet diese Route so gut gefällt.

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