Gedenken der Beueler Initiative gegen Fremdenhass In Erinnerung an die Zwangsarbeiter

BEUEL · "Wenn wir uns an unsere Vergangenheit erinnern, geht es uns also um die Gegenwart und damit auch um die Zukunft unserer Gesellschaft", sagte Susanne Rohde von der Beueler Initiative gegen Fremdenhass auf dem Friedhof am Platanenweg.

 Die Besucher des Beueler Friedhofs legen auf eine Tulpe auf die Gedenkplatten, die mittlerweile wieder gepflegt aussehen.

Die Besucher des Beueler Friedhofs legen auf eine Tulpe auf die Gedenkplatten, die mittlerweile wieder gepflegt aussehen.

Foto: Max Malsch

Diese Initiative, die sich seit vielen Jahren um eine lebendige Erinnerungskultur in Beuel bemüht, hat den 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus zum Anlass genommen, den Erinnerungsort für die verstorbenen Zwangsarbeiter auf dem Friedhof wieder in einen würdevollen Zustand zu versetzen.

Denn dieser Ort war in einem erbärmlichen, unwürdigen Zustand: Die in den Erdboden eingelassenen Gedenkplatten, die die Namen der Toten tragen, waren inzwischen unter zahlreichen Erdhaufen der Wühlmäuse und Maulwürfe verschwunden. Auch die Inschrift auf der großen Steinplatte für die verstorbenen Kinder war unter Flechten kaum noch zu erkennen.

War. Denn wenige Tage vor der Säuberungsaktion, zu der die Initiative eingeladen hatte, müssen die Heinzelmännchen von Beuel vor Ort gewesen sein. Die Rasenfläche war am Freitag gut hergerichtet, es gab keine Erdhaufen mehr, und die Namen der 40 Männer und Frauen sowie der 20 Kinder und Jugendlichen, derer man dort gedenkt, waren gut zu lesen.

So konnten die anwesenden Gäste sich mehr der Geschichte der Zwangsarbeiter widmen, ihres Leids gedenken und sich die Frage stellen, was man daraus lernen kann. Unter elendsten Bedingungen waren die aus Osteuropa verschleppten Menschen in Betrieben, in der Landwirtschaft und in Haushalten zur Arbeit gezwungen worden. Sie leisteten besonders schwere, schmutzige, gefährliche und gesundheitsschädliche Arbeit. Sie lebten meist in Baracken und erhielten nur geringe Lebensmittelrationen. Sie litten unter Unterernährung und Kälte bei ungenügender Bekleidung und Schuhwerk sowie unter mangelnder Hygiene. Tuberkulose war damals weit verbreitet. Nicht alle Zwangsarbeiter erlebten die Befreiung.

Bei der Gedenkfeier in Beuel wurden die Namen derer, die dort eine Gedenkplatte haben, verlesen. Ina Grau, gebürtige Polin und Lehrerin mit Slawistikstudium, nannte aus der Herleitung vom Namen dazu die Nationalität. Und auf jede Gedenkplatte wurde von den Gästen jeweils eine Tulpe gelegt.

Die Beueler Initiative regt an, dort noch eine Stele zu errichten, die den Vorübergehenden Auskunft über diesen Erinnerungsort gibt. "Unser Interesse ist erst einmal lokal. Die hier lebenden Mitbürger dürfen nichts vergessen, damit sich diese Geschichte nicht wiederholen kann", sagte Susanne Rohde zum Abschluss.

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