Gelbe Karte erspart den Gang zum Jugendrichter

Experten diskutierten darüber, mit welchen Mitteln man Kriminalität von Minderjährigen begegnet

Gelbe Karte erspart den Gang zum Jugendrichter
Foto: Friese

Bonn. Die Hemmschwellen bei Jugendlichen sinken, nicht nur untereinander, sondern "auch gegenüber den Personen, die mit ihnen umgehen, etwa Lehrer oder Richter", sagt Iris Graf.

Die Richterin diskutierte in der Godesberger Stadthalle auf Einladung des Bonner Kreisverbands der FDP mit Kriminaldirektor Ralf Dittrich, Udo Stein, Leiter des Jugendamtes, Thomas Kuchem vom Schulamt und FDP-Mann Christos Katzidis über Jugendkriminalität.

"Die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren ist nicht ganz so schlimm", weiß Dittrich. Die Zahl der Jugendlichen unter 21 Jahren an der Gesamtkriminalität sei in Bonn fast gleich bleibend - rund 4 200 jährlich. Auffällig sei allerdings, dass ein kleiner Teil der jungen Leute (fünf bis zehn Prozent) einen großen Teil der Straftaten (40 Prozent) begehe.

"Das Jugendstrafrecht ist ausreichend, aber wir haben zu wenig Personal", sagte Graf. "Verfahrensverzögerungen sind an der Tagesordnung. Unser Schwerpunkt liegt auf der Erziehungskorrektur." Dieser Sinn sei nicht mehr gegeben, wenn ein Jugendlicher erst ein Jahr später für seine Taten bestraft würde.

Prävention heißt die Devise, sind sich Stein und Kuchem einig. Die könne gerade in Schulen geleistet werden, so Kuchem. Außerdem können laut Stein dort Grundlagen gelegt werden, "um den frühen Einstieg in die kriminelle Karriere zu verhindern". Deswegen gebe es - teilweise in Zusammenarbeit mit Polizei und Jugendhilfe - Projekte. So zum Beispiel Streitschlichterkurse oder das Projekt "Faustlos", mit dem gewaltbereites Verhalten verhindert werden soll.

Auch die Polizisten werden tätig. Zum Beispiel mit der "Gelben Karte": Ersttäter müssen sich nicht vor dem Jugendrichter, sondern vor Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendgerichtshilfe verantworten. Und werden zum Beispiel mit Sozialstunden bestraft, gelten aber nicht als vorbestraft. So sollen sie wieder Hemmschwellen aufbauen. Offenbar mit Erfolg: "Bisher haben wir eine geringe Rückfallquote", berichtet Dittrich.

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