Mit Pflanzkübeln gegen Suff und Randale

BONN · Am Johanneskreuz haben Anwohner und Geschäftsleute es geschafft, öffentliche Trinkgelage etwas einzudämmen.

 15 solcher Pflanzkübel haben die Anwohner und Geschäftsleute auf die Poller Am Johanneskreuz gestellt. Und es wirkt: Die Szene nimmt dort nicht mehr Platz.

15 solcher Pflanzkübel haben die Anwohner und Geschäftsleute auf die Poller Am Johanneskreuz gestellt. Und es wirkt: Die Szene nimmt dort nicht mehr Platz.

Foto: Volker Lannert

Braucht's Alkoholverbote, um Trinkgelage auf öffentlichen Plätzen zu verhindern? Die CDU will das in NRW durchsetzen, um an "Brennpunkten" schon im Vorfeld gegen Vandalismus, Lärm und Glasbruch vorgehen zu können.

Ein solcher Brennpunkt ist der Platz Am Johanneskreuz. Hier, in Verlängerung des Johannes-Hospitals an der Kölnstraße, sprudelt im Sommer ein Brunnen. Es gibt genügend Sitzgelegenheiten auf Pollern. Und häufig trafen sich hier bis zu 60 Menschen aus der Drogen- und Alkoholszene und feierten Saufpartys - mit allen negativen Begleiterscheinungen.

Doch inzwischen ist es weniger geworden, bestätigen Anwohner. Das liegt daran, dass ein Substitutionsarzt mit seiner Praxis weggezogen ist, aber wohl auch an den derzeit kühleren Temperaturen. Im Augenblick treffen sich dort nur noch sechs bis acht Personen zum Trinken. Und nach einem Pächterwechsel im "Imbiss 2000" an der Ecke Kölnstraße griff der neue Betreiber durch, nahm Billigbier aus dem Angebot und löste die Ansammlung von Trinkgelagen vor seiner Tür auf.

Dass diese Szene kleiner wurde, scheint auch an der "Dekoration" durch Anwohner zu liegen. Vorigen Sommer bepflanzte man Blumenkübel und stellte sie auf Poller vor die Geschäfte. Anfangs wurden sie von der Szene noch abgeräumt, um sich dort weiter hinzusetzen - aber auch das hat nachgelassen. Inzwischen trifft sich die verbliebene, kleine Gruppe meist 30 Meter weiter, vor dem Eingang des Lebensmittel-Discounters, wo sie auch ihr Bier kauft.

Die Anwohner nehmen das Treiben unterschiedlich war. "Meist unauffällig" seien die Beteiligten, sagt ein Nachbar. Es sei denn, sie sind deutlich angetrunken. Ein anderer meint, trotz der verringerten Personenzahl halten die Belästigungen weiter an. "Die nunmehr etwas kleinere Gruppe macht nicht minder Lärm." Vor allem abends liefen manche Betrunkene zu Höchstform auf, es werde ständig in Gärten, Garagen und Hauseingänge uriniert sowie herumgepöbelt.

Ein Ladenbesitzer findet das Alkoholverbot, wie es die CDU vorschlägt, gut. "Wenn es gebraucht wird, könnte man es bei Bedarf dann aus der Tasche ziehen." Er betrachtet es nur als fair, wenn Steuerzahler, die diesen Leuten das Sozialgeld finanzieren, "nicht mehr gequält werden".

Nelly Grunwald, Chefin des Vereins für Gefährdetenhilfe, findet die CDU-Idee nicht gut. "Es reicht jetzt", sagt sie. "Es wird menschenunwürdig, wenn diese Leute durch die ganze Stadt gejagt werden und nirgendwo bleiben dürfen." Das Alkoholverbot im Bonner Loch habe etwas gebracht, räumt sie ein. "Aber mich stört, dass Händler ungeschoren davon gekommen sind und weiter ihr Billigbier verkaufen dürfen, womit sie an der Krankheit der Leute verdienen."

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