Kommentar zum Sportentwicklungsplan Das Ende des Blindflugs in Bonn

Meinung | Bonn · Die Stadt Bonn will ein Sportentwicklungskonzept aus einem Guss erstellen. Dieser Schritt kommt reichlich spät, findet GA-Redakteur Andreas Baumann. Ein Kommentar.

Sport geht alle an. Mit diesem Satz hat der Beigeordnete Martin Schumacher völlig recht. Egal, ob jemand auf dem Fußballplatz kickt, Tennisbälle drischt oder am Rheinufer joggt – Sportmöglichkeiten sind wichtig für die Gesundheit der Menschen, das soziale Gefüge, den Freizeitwert einer Stadt. Ein Viertel der Bonner Bevölkerung ist in Sportvereinen und Betriebsgruppen aktiv; dazu kommen die nicht organisierten Gelegenheitssportler.

Für all diese Menschen muss die Kommune eine Infrastruktur vorhalten – die seit Jahrzehnten vor sich hinbröckelt. Es ist deshalb höchste Zeit, ein Gesamtkonzept zu entwickeln. Welche Sportarten sind im Trend? In welche Anlagen muss die klamme Stadt in welcher Reihenfolge investieren? Welcher Sportplatz kann oder muss aufgegeben werden, um die Kosten nicht ausufern zu lassen?

So erfreulich es ist, dass die Stadtverwaltung endlich einen Gutachter mit einem Sportentwicklungsplan beauftragt hat – den späten Zeitpunkt verstehe, wer will. Den Auftrag dazu hatte sie von den Kommunalpolitikern schon seit mindestens elf (!) Jahren. Dezernent Schumacher, seit 2010 im Amt, sagt, die 190.000 Euro für den Gutachter seien eben erst jetzt verfügbar. Ein schwaches Argument. Hätte das Sportamt das Thema angepackt, hätte der Rat sich wohl kaum gegen die Umsetzung des eigenen Auftrags gestellt.

Zumal der Gutachter auch erstmals wichtige Daten wie Sanierungsstau, Betriebskosten und Energieverbrauch zu einzelnen Sporthallen erfasst. Weil die Stadtverwaltung diese Fakten bisher nicht nennen konnte, scheiterte ein Pilotprojekt, bei dem Vereine die Pflege von Sportanlagen übernehmen wollten – und damit die Stadtkasse entlastet hätten. Diese Art von städtischem Blindflug über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg, ist schlicht unglaublich.

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