Kommentar zur Entscheidung der Katholiken Fatales Signal

Meinung | Bon · Sollte das Zentralkomitee an die Spree umziehen, würde das vermutlich bedeuten, dass weitere kirchliche Institutionen folgen. Die Entscheidung ist in vieler Hinsicht nicht nachvollziehbar, kommentiert Lisa Inhoffen.

Ausgerechnet jetzt, wo die Verhandlungen für den Bonn-Vertrag als Ergänzung zum Berlin/Bonn-Gesetz in die heiße Phase gehen, spricht sich die Spitze des höchsten Laiengremiums der Deutschen Katholiken für den Umzug von Bonn nach Berlin aus. Das ist ein fatales Signal und zeigt: Der Rutschbahneffekt hält nach wie vor an und betrifft nicht nur die ministeriellen Arbeitsplätze in der Bundesstadt.

Nicht nachzuvollziehen ist, warum auch die frühere Bonner Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel und amtierende Vize-Vorsitzende der Bonner CDU bei der Probeabstimmung für den Komplettumzug des ZdK an die Spree votiert hat – zumal sie ihn ja im Vorfeld als für nicht notwendig bezeichnet hatte. Es ist nicht bekannt, dass es im Präsidium des ZdK oder dessen Gremien einen sogenannten Fraktionszwang gibt – vier Mitglieder des Hauptausschusses haben schließlich gegen den Umzug gestimmt. Mit ihrem Abstimmungsverhalten hat Lücking-Michel Bonn und der eigenen Partei sicher keinen Gefallen getan.

Denn ein solcher Schritt – sollten ihn denn die Mitglieder auf ihrer Versammlung im Mai beschließen – hat wahrscheinlich zur Folge, dass weitere kirchliche Institutionen aus dem Rheinland an die Spree wechseln werden. Obgleich viele gute Gründe für den Verbleib des ZdK und von anderen kirchlichen Institutionen am Rhein sprechen wie die Konzentration der Eine-Welt-Organisationen, die Nähe zur UN oder die eindeutig stärker katholisch geprägten Strukturen im Westen Deutschlands.

Das ZdK-Präsidium verspricht sich indes durch eine größere Nähe zur Politik mehr Einflussnahme auf die gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen. Dabei spielt in vielen Fragen rund um die Themen Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung doch vor allem in Bonn und in Brüssel die Musik. Und letztere Stadt liegt – wenn es um die bessere Erreichbarkeit der Politiker für ein persönliches Gespräch geht – näher an Bonn als Berlin.

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