Social-Media-Aktion Instagramer erkunden Bonner Kirchen
Bonn · Bonner Gemeinden haben eine Fototour durch ihre Kirchen für Nutzer des Internet-Portals Instagram angeboten. Es war der erste "InstaWalk" in Bonn, der von beiden Kirchen und der Werkstatt für Baukultur Bonn organisiert wurde.
Es ist eine bunt gemischte Gruppe, die sich im Vorraum von St. Joseph versammelt hat. Mit der Institution Kirche haben die wenigsten zu tun. Es ist die Einladung zum „InstaWalk“, einer Fototour für das Social-Media-Portal Instagram, das sie an diesem regnerischen Tag nach Castell führte. Die Führung in der Reihe #instakirche, bei der bundesweit Kirchen ihre Türen für Instagram-Fotografen öffnen. Insgesamt gab es seit 2015 mehr als 30 Veranstaltungen in ganz Deutschland. Kooperationspartner sind der Evangelische Kirchenkreis Bonn, das Katholische Stadtdekanat Bonn, die Werkstatt Baukultur Bonn und das Internetportal katholisch.de.
„Ich wohne hier in der Nähe, kenne die Kirchen aber nur von außen“, sagt Andrea Heim. Sie hat einen eigenen Account auf Instagram. Unterschiedliche Bauten und architektonische Details sind das, was sie am liebsten fotografiert – ausschließlich mit dem Smartphone. Eine Kamera braucht die 35-Jährige nicht. Vom Handy lädt sie ihre schönsten Motive direkt ins Portal. „Sonst darf man ja nicht einfach in die Kirche gehen, dort herumlaufen und fotografieren“, erläutert sie ihre Teilnahme.
Die Tour durch Castell ist eine Premiere: Es ist der erste Walk der Community, der von beiden Kirchen und der Werkstatt für Baukultur Bonn organisiert wurde. Felix Neumann von katholisch.de, dem Portal der Deutschen Bischofskonferenz, hat schon häufiger einen solchen Spaziergang geleitet. Das Alter der Begleiter übersteigt dabei häufig den normalen Schnitt der Instagramer. „Wir liegen dabei oft zwischen 30 bis 39 Jahren.“ An diesem Tag lag er sogar noch ein wenig höher. Viele hatten sich auf den Weg gemacht, um an dem Walk teilzunehmen. Instagram aber kennen einige der Teilnehmer gar nicht. So wie Ortrud Parog: „Ich habe gedacht, es handelt sich um eine ganz normale Kirchenführung.“ Fotos mit ihrem Handy macht sie trotzdem. Die Mischung aus Fotografieren und Kulturführung gefällt ihr.
Auch Martin Dörnenberg ist nicht gerade das, was man sich unter einem Instagramer vorstellt. „Ich liebe Architektur“, sagt er und zückt seine Kamera. Moderne Kirchenbauten haben es ihm besonders angetan. Ganz anders der 31-jährige Jan, der am liebsten gar nichts von sich verraten möchte. Er ist mit einer Freundin gekommen. Er hört zu, schaut sich um und fotografiert gezielt für ihn ganz besondere Blickfänge.
Es sind die modernen Kirchen des Bonner Nordens, die etwa 25 Teilnehmer angelockt haben, die Tour mitzumachen. Umso enttäuschter waren sie, dass St. Joseph, der Treffpunkt der Community, verschlossen blieb. Lediglich der Vorraum bot einen kleinen Einblick ins Innere. „Wir haben es angekündigt, aber offenbar hat es jemand vergessen, dass wir heute hier hinein wollten“, bedauert Neumann. So geht es in die nur fünf Minuten Fußweg entfernt gelegene Lukaskirche.
„Wir haben das Glück, hier in Castell wie an einer Perlenkette aufgereiht einige moderne Kirchen vorzufinden“, sagt Alexander Kleinschrodt. Voller Inbrunst erzählt er die Geschichte der Kirchen, über ihre Eigenheiten und lässt den Instagramern aber auch genug Raum, die Gotteshäuser auf eigene Faust zu erkunden, was diese auch dankend annehmen.
Aber was haben die Kirchen von einer solchen Öffnung? „Ganz viel Öffentlichkeit“, sagt Neumann überzeugt. Schließlich posten Instagramer ihre Fotos und Videos unmittelbar und machen diese einer großen Gemeinschaft zugänglich. Auf diese Weise bringen sie kirchliche Kunst und Architektur in die Online-Welt.