Religiöse Minderheit erhält eigenes Areal Jesidisches Grabfeld auf dem Nordfriedhof in Bonn

BONN · Die Stadtverwaltung hat ein neues Bestattungsareal für 130 Gräber geschaffen. Diese sind alle gen Sonnenaufgang ausgerichtet, wie es bei der religiösen Minderheit üblich ist.

 Fakhreddin Abdo, Vorsitzender des Eziden Zentrums Bonn, und Dieter Fuchs, Leiter des Amtes für Stadtgrün, unterzeichnen in Anwesenheit von Brigitta Poppe-Reiners, Bügrermeisterin des Stadtbezirks Bonn, und zahlreichen Gästen den Vertrag für ein jesidisches Grabfeld auf dem Nordfriedhof.

Fakhreddin Abdo, Vorsitzender des Eziden Zentrums Bonn, und Dieter Fuchs, Leiter des Amtes für Stadtgrün, unterzeichnen in Anwesenheit von Brigitta Poppe-Reiners, Bügrermeisterin des Stadtbezirks Bonn, und zahlreichen Gästen den Vertrag für ein jesidisches Grabfeld auf dem Nordfriedhof.

Foto: Flick

Unter Anteilnahme zahlreicher Mitglieder der jesidischen Gemeinde haben die Stadt Bonn und das Eziden Zentrum Bonn am Donnerstagnachmittag bei einem feierlichen Akt einen Vertrag für ein jesidisches Gräberfeld auf dem Nordfriedhof unterzeichnet. Fakhreddin Abdo, Vorsitzender des Eziden Zentrum Bonn, und Dieter Fuchs, Leiter des Amtes für Stadtgrün, begrüßten das.

„Für mich ist dies ein besonderer Termin, weil es für die Stadt Bonn spricht, dass wir allen Religionsgemeinschaften ein Zuhause bieten. Bonn steht als Stadt der Vereinten Nationen für Toleranz, Weltoffenheit und eine aktive Willkommenskultur gegenüber verschiedensten Bevölkerungsgruppen“, sagte Fuchs.

Das neue, rund 1500 Quadratmeter große Bestattungsfeld liegt auf dem Nordfriedhof nahe des Eingangs Kölnstraße/ Ecke Kopenhagener Straße und bietet Platz für 130 Gräber. Das Bestattungsareal wird es Menschen jesidischen Glaubens aus Bonn und dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis ermöglichen, Angehörige wohnortnah zu bestatten.

"Glücklich, dass Religion anerkannt wird"

Erst im vergangenen Jahr ist auf dem Nordfriedhof ein chinesisches Grabfeld eingeweiht worden. Auch muslimische und jüdische Gräber sowie Bestattungsfelder für Sinti und Roma findet man in Bonn. „Bonn betreibt eine Willkommenskultur mit vielen integrativen Maßnahmen. Ich sehe es als wichtiges Zeichen, dass eine weitere Glaubensgemeinschaft eine Heimat auf dem Friedhof gefunden hat“, sagte Brigitta Poppe-Reiners, Bürgermeisterin des Stadtbezirks Bonn, und bezeichnete den Friedhof als Spiegelbild einer sich immer weiter verändernden Gesellschaft und als wichtiges Zeichen des Willkommenseins.

„Wir sind sehr glücklich, dass unsere Religion hier anerkannt wurde“, sagte Fakhreddin Abdo, Vorsitzender des Eziden Zentrums Bonn. „Wir fühlten uns als Fremde im Land. Nachdem unsere Toten hier begraben werden können, wurde die Erde ein Teil unserer Geschichte“, so Abdo weiter. In Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis leben nach Schätzung des Eziden Zentrums Bonn rund 5000 bis 6000 Jesiden. Das geplante jesidische Gräberfeld auf dem Nordfriedhof ist das erste in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Die nächstgelegenen Bestattungsfelder für Jesiden befanden sich bisher in Köln und Andernach.

Das Besondere an den Grabfeldern ist die Anordnung: Alle Gräber sind so ausgerichtet, dass die Verstorbenen mit Blick in Richtung Osten, also in Richtung Sonnenaufgang, beerdigt werden können. „Das Feld wurde extra so angelegt, dass es die Möglichkeit dieser Ausrichtung bietet“, erklärt Jörg Baur, für die Unterhaltung des Friedhofs zuständiger Landschaftsarchitekt.

Die Baumaßnahme mit Kosten in Höhe von 20.000 bis 30.000 Euro soll in Kürze beginnen und im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden. „Bei Sterbefällen vor Abschluss der Baumaßnahme würde es schon Bereiche geben, wo wir mit den Bestattungen beginnen könnten“, sagte Baur.

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