Stadtrundgang in Bonn Wie Neu-Tannenbusch in den Siebzigern entstanden ist

Tannenbusch · Bernhard von Grünberg erzählt von den Anfängen der Trabantenstadt. Der ehemalige Sozialpolitiker hat Höhen und Tiefen von Tannenbusch selbst miterlebt.

 Bernhard von Grünberg (vorn im Sakko) erlebte die Höhen und Tiefen der vergangenen Jahrzehnte in Tannenbusch.

Bernhard von Grünberg (vorn im Sakko) erlebte die Höhen und Tiefen der vergangenen Jahrzehnte in Tannenbusch.

Foto: Sebastian Flick

„Es muss sich noch viel verändern“, stellte Bernhard von Grünberg, ehemaliger Landtagsabgeordneter und Bonner Kommunalpolitiker sowie heutiger Vorsitzender des Mieterbundes fest, als er sich am Samstag auf einen Streifzug durch Neu-Tannenbusch begab. Rund 20 Personen hatten an der kostenlosen, vom Verein StattReisen Bonn organisierten Tour teilgenommen.

Von Grünberg hat alle wohnungspolitischen Höhen und Tiefen der vergangenen Jahrzehnte in Tannenbusch selbst miterlebt. Unter anderem etwa die Entstehung der Trabantenstadt in den 70er Jahren als Gegenpol zu den nicht mehr als attraktiv und modern geltenden Wohnungen in der Südstadt

In den 70er Jahren wollte man mit der Siedlung in Tannenbusch eine moderne Stadt schaffen, erinnerte sich der ehemalige Sozialpolitiker. Die Südstadt galt dagegen als nicht mehr modern. „Ich hatte mich damals, Anfang der 70er Jahre, für den Erhalt der Südstadt eingesetzt, in der ich auch gewohnt hatte. Die Mehrheit war aber der Meinung, dass wir Freiraum brauchen und Hochhäuser hochziehen und verdichten müssen, um die Landschaft nicht zu zerstören“. Dies entsprach dem damaligen Ideal des „Modernen Wohnens“, doch in den Hochhäusern fühlten sich die Mieter nicht wirklich wohl.

"Sozialstrukturen in Ordnung bringen"

„Man hat viele Menschen mit geringem Einkommen hierhin umziehen lassen und dann wenig investiert. Wir müssen schauen, dass wir die einseitigen Sozialstrukturen wieder in Ordnung bringen“, erklärte von Grünberg.

Das zentrale Problem, den Wohnungsbau, habe man nicht bewältigen können, meinte von Grünberg und deutete auf das Hochhaus gegenüber der U-Bahn-Station Tannenbusch: „In dem Block mit 400 Wohnungen sind von 16 Aufzügen acht nicht mehr funktionsfähig, und das seit einem Jahr. Es passiert nicht wirklich etwas“, stellte von Grünberg fest. Zudem stehe eine Fülle von Tiefgaragen leer, die zu Angsträumen verkommen seien. „Ohne Veränderungen sehe ich keine Perspektive, dass die Anwohner hier in eine bessere Situation kommen“, meinte von Grünberg.

Es gebe viele soziale Probleme, die stärker bekämpft werden müssten. Einige gute Ansätze habe er bereits gesehen, unter anderem im Bau von Kita-Spielplätzen, doch sei bisher noch viel zu wenig getan worden.

„Vieles von dem, was umgesetzt wurde, ist nicht urban. Wir müssen preiswerte Läden und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Bewohner schaffen“, sagte von Grünberg. Die Tour durch Neu-Tannenbusch war Teil des Programms zum 30-jährigen Bestehen des Vereins StattReisen Bonn.

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