Tour im Cabriobus Was ein klassischer Tourist in Bonn zu sehen bekommt

BONN · Bonn scheint vielen eine Reise wert zu sein: 2012 kamen mehr als 1,3 Millionen Gäste in die ehemalige Bundeshauptstadt - das ist neuer Rekord. Die meisten stammen aus Deutschland, gefolgt von den Benelux-Ländern, Großbritannien und den arabischen Golfstaaten.

Und sie kommen der Kultur wegen. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) hat im Auftrag der Berenberg Bank ermittelt: In Sachen Kultur belegt Bonn im deutschen Städtevergleich Platz fünf. Die beliebteste Bonner Sehenswürdigkeit ist das Haus der Geschichte - sagt das weltweit größte Reiseportal Trip-Advisor.

Auf Rang zwei folgt der Freizeitpark "Rheinaue", fast so groß wie die Innenstadt. Auf Rang drei: das Geburtshaus Ludwig van Beethovens. Ich will Bonn ganz klassisch erkunden - und was könnte klassischer sein als eine Stadtrundfahrt mit Reiseführer? Deshalb sitze ich an einem warmen Sonntagmittag auf dem offenen Deck des Cabriobusses der Bonn-Information.

Der Fahrtwind weht uns um die Nase, während Reiseführerin Jean Hilck von längst verstorbenen Herrschern berichtet, von Dichtern und Denkern. Seit mehr als zehn Jahren begleitet sie Touristen im Cabriobus durch die Stadt.

Station 1: Beethovenhaus

Eigentlich ist das Geburtshaus des Komponisten keine richtige Station, wie fahren nur daran vorbei. Mehr als 200 000 Touristen aus aller Welt besuchten es im vergangenen Jahr. Damit ist das rosa getünchte Haus in der Bonngasse 24 eine der meist besuchten Musikgedenkstätten der Welt.

Wussten Sie, dass Beethoven mit Aktien spekulierte, um seine Karriere zu finanzieren? Oder dass er genau 60 Bohnen für einen Kaffee nahm? (www.beethoven-haus-bonn.de).

Es geht weiter durch die Bonner Innenstadt, Richtung Süden. Mitten hinein zwischen riesige Gründerzeitvillen, in die Südstadt. Prachtvoller Höhepunkt ist das Poppelsdorfer Schloss.

Station 2: Poppelsdorfer Schloss

Besichtigen kann man das Schloss leider nicht - nur das Mineralogische Museum in einem Seitentrakt. Doch der Botanische Garten im Schlosspark ist für Besucher geöffnet. Auf einer Fläche so groß wie zwölf Fußballfelder stehen heute elf Gewächshäuser mit rund 13.000 verschiedenen Pflanzen. Damit ist der Schlossgarten einer der artenreichsten Gärten der Welt, jedes Jahr schauen ihn sich mehr als 140.000 Besucher an.

Nach all den exotischen und heimischen Blumen und dem Duft von frisch gemähtem Rasen ist es ein Schock, als wir auf die graue Bundesstraße B 9 einbiegen: Beton statt Barock. Doch hier gibt es eben die alten Regierungsgebäude der Bundesrepublik. Und die "Museumsmeile".

Station 3: Museumsmeile

Auf rund drei Kilometern Länge stehen gleich fünf Museen: das Haus der Geschichte, das Kunstmuseum, die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland und das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig. Zum Museumsmeilenfest kamen 2012 fast 100.000 Menschen .

Nachdem der Bus kurz am Rhein gehalten hat und wir einen tollen Blick über das Siebengebirge genossen haben, geht es wieder zurück in Richtung Innenstadt - zum Bonner Theater- und Opernhaus. Ich hatte mir ein imposantes, modernes Gebäude vorgestellt, eine architektonische Meisterleistung wie die Segelförmigen Dächer der Oper von Sydney in Australien. Leider ist das Bonner Pendant nicht ganz so glamourös. Da kommt es wohl auf die inneren Werte an.

Station 4: Bonner Bühnen

Eine Aufführung ist im Preis für die Bustour nicht mit drin. Also muss ich glauben, was Reiseführerin Jean Hilck erzählt: Die Oper und das Theater Bonn genießen weltweit einen exzellenten Ruf. Einen Kulturkalender mit allen Aufführungen gibt es auf www.bonn-region.de.

Nach rund zwei Stunden Fahrtzeit hält der Bus am Münsterplatz, ich bin heilfroh, mir endlich die Beine vertreten zu können. Wir laufen mit Jean Hilck in Richtung Münsterbasilika. Vor mir ragt die romanische Kirche empor.

Station 5: Bonner Münster

Sie ist das Wahrzeichen der Stadt. Reiseführerin Hilck berichtet von der römischen Gedenkstätte für zwei christliche Offiziere, die unter dem Hauptschiff liegt, vom Kreuzgang und den fünf Türmen. (www.bonner-muenster.de).

Es geht noch schnell durch die Einkaufsstraßen Richtung Rathaus, wo Theodor Heuss, John F. Kennedy und Charles de Gaulle vor die Bürger getreten sind. Und dann zeigt uns Jean Hilck noch ein letztes Muss für jeden Bonn-Besucher: Die Kneipe "Em Höttche", in einer Seitengasse neben dem Rathaus. Seit 1389 gibt es das Haus, Beethoven soll hier mit seiner Jugendliebe Barbe Koch getanzt haben. Unter genau den alten Deckenbalken, unter denen ich jetzt ein kühles Bier trinke und ein letztes Mal an diesem Tag Bonner Geschichte atme.

Von Köln nach Bonn: Studenten der Kölner Journalistenschule sind für den General-Anzeiger in Bonn und der Region unterwegs. In lockerer Folge stellen wir ihre Sommer-Reportagen vor. Weitere Informationen zu den Stadtführungen der Bonn-Information im Cabriobus unter www.bonn.de.

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