Kommentar Bonn/Berlin - Befriedigend

Wer hätte das gedacht! Ausgerechnet Wolfgang Schäuble, der bei der Entscheidung für Berlin als Sitz von Parlament und Teilen der Regierung den Ausschlag gab, schreibt heute dem daraus resultierenden Berlin/Bonn-Gesetz eine "sehr befriedigende Wirkung" zu. Das ist ein versöhnlicher Ton, der gut zum bevorstehenden 20. Jahrestag dieses Gesetzes passt.

Dieses Gesetz hatte und hat in der Tat diese Wirkung. Zum einen, weil es befriedend gewirkt hat, weil es dazu beigetragen, die Wunden, die die Entscheidung in der Region Bonn geschlagen hat, vernarben zu lassen. Zum anderen, weil es der Region eine hervorragende neue internationale Perspektive gegeben hat.

Und im Ernst widerspricht ja auch heute niemand mehr der Ansicht, dass Berlin Bundeshauptstadt des vereinten Deutschland werden musste. Aber das konnte im Umkehrschluss eben nicht heißen, dass Bonn mit seinen fundamentalen Aufbauleistungen für die deutsche Demokratie und deren Ansehen in der Welt "abgeschaltet" werden durfte.

Das ist nicht geschehen, und das war klug. Für alle Seiten. Der Glaube, dass in der Zentralität aller Dinge die Lösung liegt, hat sich längst als Irrglaube erwiesen. Jedes Unternehmen kann davon ein Lied singen. Deshalb hat die Bundesstadt Bonn weiterhin ihre Berechtigung und das Pochen darauf ist keine Position Ewiggestriger. Aber unterhalb dieser Schwelle lässt sich vieles vorstellen. Keine Detailregelung ist für die Ewigkeit. Bundesämter in Bonn kann es nicht genug geben.

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