Kommentar zu Messerangriffen in Bonn Düsseldorf zu zögerlich

Bonn · Die erste Messer-Statistik der Bonner Polizei hat es in sich. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erfassten die Beamten 90 Fälle, in denen Stichwaffen eine Rolle gespielt haben. Ein Kommentar.

 Die Bonner Polizei wird immer wieder zu Einsätzen gerufen, bei denen Messer im Spiel sind. So auch im Januar, wo es in der Innenstadt zu einer Auseinandersetzung gekommen war, bei der eine Person verletzt wurde.

Die Bonner Polizei wird immer wieder zu Einsätzen gerufen, bei denen Messer im Spiel sind. So auch im Januar, wo es in der Innenstadt zu einer Auseinandersetzung gekommen war, bei der eine Person verletzt wurde.

Foto: GA

Es ist die erste Messer-Statistik der Bonner Polizei. Und die hat es in sich. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erfassten die Beamten 90 Fälle, in denen Stichwaffen eine Rolle gespielt haben. Jeden zweiten Tag wurden die Einsatzkräfte somit mit Ereignissen konfrontiert, in denen ein Messer gezogen wurde - bevor oder nachdem die Polizisten am Tatort eintrafen.

Zwar kann man noch nicht sagen, ob die Zahl der Messerangriffe in Bonn und der Region - wie von vielen Einsatzkräften vermutet - tatsächlich zugenommen hat. Das wird man erst sehen, wenn in einigen Jahren belastbare Vergleichszahlen vorliegen. Dennoch aber muss schon jetzt gehandelt werden. Denn es ist unbestritten, dass die Fallzahlen hoch sind - egal, ob sie gestiegen sind oder nicht.

Die Einsatzkräfte müssen so ausgestattet werden, dass sie sich gegen Messerattacken zur Wehr setzen können. Das wäre aus Sicht der Polizisten selbst mit einer Elektro-Distanzwaffe möglich. Der sogenannte Taser lähmt potenzielle Angreifer aus sicherer Distanz. Was gerade dann von Vorteil ist, wenn der Täter ein Messer in der Hand hält. Außerdem kann er bereits genutzt werden, wenn der Einsatz der Schusswaffe noch verboten ist. Und: Sein Einsatz ist im Polizeigesetz geregelt. Seit einem Jahr.

Doch die Landesregierung zögert mit der Anschaffung der Waffe. Leere Kassen waren in der Vergangenheit ein Argument, ausstehende Trainings sind es jetzt. Beide Einwände erscheinen wenig einleuchtend: Wer sich auf die Fahne schreibt, den Polizeiapparat zu stärken, sollte ihn ausstatten können. Wer Fortbildungen anstrebt, sollte wissen, wann diese anstehen, wann sie beendet sind. Und damit auch den Zeitpunkt kennen, an dem die Beamten sicher mit dem Taser umgehen können.

Warum auch immer Düsseldorf sich ziert, die Elektro-Distanzwaffe anzuschaffen, eins steht fest: Wenn das Innenministerium den Taser nicht will, muss es für eine Alternative sorgen. Denn die Beamten müssen so ausgerüstet werden, dass sie sich schützen können. In jeder Situation.

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