Kommentar Erdgas-Förderung in Deutschland - Abwarten!

Grundsätzliche Lösungen sind oft ideologisch und realitätsfern. Deshalb sollte sich die Bundesregierung jetzt nicht auf ein "Ja" oder "Nein" zur Erdgas-Fördermethode des Frackings festlegen. Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen.

Das zeigt das jüngste Gutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen. Bürger, Kommunalpolitiker, Wissenschaftler und Regierungsberater äußern Zweifel am Fracking. In dieser Richtung argumentiert auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Die Hauptargumente der Kritiker lauten: Die möglichen Umweltrisiken der Fördermethode, bei der Wasser und Chemikalien in den Untergrund gepresst werden, seien nicht ausreichend erforscht.

Zudem werde das zusätzliche Gasangebot kaum die Verbraucherpreise senken. Dem stehen jedoch potenzielle Vorteile gegenüber. Die deutschen Vorräte unkonventionellen Erdgases würden wahrscheinlich ausreichen, um für 30 oder 40 Jahre einen nennenswerten Beitrag zur Versorgung zu leisten. Das reduziert die Abhängigkeit von Importen. Mehr einheimische Förderung würde auch dazu beitragen, dass Erträge hierzulande und nicht im Ausland erzielt werden.

Weil die Entscheidung zwischen Pro und Contra derzeit aber schwer fällt, ist es ratsam, in den kommenden Jahren einige Forschungsvorhaben zu betreiben. Mit mehr Wissen lassen sich die schädlichen Umweltauswirkungen langfristig möglicherweise reduzieren. Unter dem Strich hat Fracking jetzt keine Dringlichkeit. Der Gesetzentwurf, mit dem die Regierung grünes Licht geben will, kann einige Jahre in der Schublade bleiben.

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