Beseelte Schwermut

Brahms-Requiem mit der Kantorei in der Bonner Kreuzkirche

Bonn. Von Clara Schumann ist der Ausspruch überliefert, sie habe "dieses Requiem ergriffen wie noch nie eine Kirchenmusik". Was die Brahms-Intima über das Deutsche Requiem sagte, mögen auch die Besucher des Konzertes in der Kreuzkirche gedacht haben, nachdem die letzten Takte verklungen waren und erst einmal gesammeltes Schweigen herrschte.

Erst nach einer langen Pause entlud sich die Ergriffenheit des Publikums in der vollbesetzten Kreuzkirche in lang anhaltendem Beifall. Den hatte die Aufführung des Deutschen Requiems durch die Kantorei der Kreuzkirche und das Philharmonische Orchester Köln unter der bewährten Leitung von Karin Freist-Wissing auch allemal verdient.

Freist-Wissing führte mit straffem Dirigat durch die Partitur und das oratorienerprobte Philharmonische Orchester Köln folgte ebenso willig wie sensibel. So gab es einige berückende Momente, wie etwa den von beseelter Schwermut geprägten Beginn des ersten Satzes oder den mit einer gewissen Schneidigkeit angegangenen sechsten Satz.

Schade war nur, dass Chor und Orchester gerade bei diesem Satz im Trubel der wuchtigen Schlussfuge über manche Pianissimo-Schattierung hinwegfegten.

Die Kantorei lieferte trotz Sopran-Dominanz und zuweilen leicht angestrengt wirkenden Männerstimmen, denen es an Stellen wie "Die Erlöseten des Herrn" im zweiten Satz oder "Wohl denen, die in deinem Hause wohnen" im vierten Satz ein wenig an Nachdruck mangelte, eine rundum solide Leistung ab. Als Solisten überzeugten Sibylla Rubens mit einem warm timbrierten Sopran und Sebastian Noack.

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