Dolly Busters Gedächtnislippen und andere Zustände

Hans-Günter Butzko sorgt im Bonner Pantheon für eine zynische "machtparty"

  Satire-DJ  in der Spaßgesellschaft: Hans-Günter Butzko.

Satire-DJ in der Spaßgesellschaft: Hans-Günter Butzko.

Foto: Pantheon

Bonn. Gestatten Butzko. Hans-Günter Butzko. Beruf: Kabarettist. Berufung: Alles kurz und klein reden, was ihm auf der Reise durch die sogenannte Spaßgesellschaft in die Quere kommt. Der Einfachheit halber hat er sich dafür in seinem Programm "machtparty" erst mal die passenden Namen gegeben. Kabarettist - damit gewinnt man ja heutzutage keinen Blumentopf mehr. Satire-DJ, Pointen-Dealer, Possen-Reißer - das sind die Etiketten der bundesdeutschen Partymühle!

Ganz einfach machte es ihm das Publikum im Pantheon nicht. Teilweise musste Butzko mit seinem Abriss von A wie Angela Merkel bis Z wie Zahnersatz ganz schön um die Gunst der Zuschauer buhlen. Er warf einem aber auch zwischendurch eine ordentliche Portion an zähem Fraß vor. Das machten allerdings die Höhepunkte seines Programms wieder wett.

So schleppend manche seiner Geschichten über Flugangst und die damit einhergehenden Sky-Marshals auch sind: Der Gelsenkirchener bringt es immer wieder fertig, sich mit hintersinnigen Spinnereien eine Art satirisches Terrornetzwerk zusammenzuschustern und damit zu brillieren. Dann strotzen seine Geschichten nur so vor kluger Boshaftigkeit, die man ihm beim besten Willen nicht übelnehmen kann. Und so lachen wir zum hundertsten Mal über kabarettistische Zielscheiben wie Roland Kochs Mundbeschaffenheit, die Butzko ganz charmant "Dolly Busters Gedächtnislippen" tauft oder über Gerhard Schröders Stirnfalte: " Die hat er sich chirurgisch festtackern lassen, damit die Nase beim Lügen nicht so lang wird."

Und immer wieder gerne freuen wir uns über Beckenbauers sprachliche Lattenschüsse, die Butzko mit bayerischem beziehungsweise englisch-bayerischem Zungenschlag neu auflegt: "Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Niederlage oder unentschieden." Und: "The ball is round, more say I not." Ein gefundenes Fressen sind für den Kabarettisten auch die rhetorischen Blutgrätschen von George W. Bush: "Die Mehrzahl unserer Importe kommen aus dem Ausland".

Butzko wühlt in den Wunden einer Gesellschaft, die zwischen koksenden Friedmännern und Kakerlaken fressender Halbprominenz nach echten Vorbildern sucht und dabei höchstens auf einen gewissen Herrn Immendorf trifft. "Elf Prostituierte waren bestellt, neun sind gekommen, das nenn'' ich Servicewüste Deutschland!" Da kann man schon mal das Vertrauen in die Zukunft verlieren und nur noch zynisch werden. Das war Butzko zweifelsohne. So wie es sich für einen anständigen politischen Kabarettisten gehört.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Aus dem Ressort