Kunstraum Villa Friede Malerin Johanna Heß zeigt Bilder und Keramiken

Bonn-Mehlem · Die Frau hat Mut: Da steht ein sattes Orange neben einem nicht minder dominanten Lila, an das sich geradezu beruhigend und fast Ton in Ton ein Akkord aus Petrol, Hellblau und Hellgrün anschmiegt.

 Laut und bunt: "Sirena" nennt Johanna Heß dieses Bild, das in diesem Jahr entstanden ist.

Laut und bunt: "Sirena" nennt Johanna Heß dieses Bild, das in diesem Jahr entstanden ist.

Foto: Franz Fischer

Die Ruhezone aber ist in höchster Gefahr: Ein giftiges, ausgelaugt und krank wirkendes Gelb nähert sich, von Weitem droht glühendes Karminrot, begleitet von einem aggressiven Orange. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Farbdrama, das die Bonner Malerin Johanna Heß "Crodino" nennt und gerade auf einer 1,50 mal 2,30 Meter großen Nessel-Leinwand fertiggestellt hat. "Crodino" ist der Name eines kultigen italienische Aperitifs, das Bild könnte als Einstieg zu einer außergewöhnlichen Ausstellung dienen, die in Reng Rongs Villa Friede in Bonn-Mehlem zu sehen ist.

Die "Stiftung für Kunst und Kultur e.V." hat der gebürtigen Heidelbergerin, die mit dem ehemaligen Bonner Generalintendanten Klaus Weise verheiratet ist, eine opulente Ausstellung ausgerichtet, deren Titel "Flecken, Streifen und andere Tiere" Johanna Heß' Leidenschaft fürs Malen ebenso spiegelt wie ihren Humor.

Rund 40 Bilder, darunter sehr viele Großformate, sind in der Villa zu sehen, die Skala reicht von "Valparaiso" einem Bild aus 2004, bis zu ganz aktuellen Arbeiten wie "Sirena" oder "Memory". Der künstlerische Weg erstreckt sich von duftigen, aquarellartig ineinanderlaufenden Farbfeldern im früheren Werk über vertikale Reihungen von Farbstreifen bis zu kompakten, sehr bunten Flächen, die einander überlagern. Johanna Heß, deren Werk in Bonn von Michael Schneider gezeigt wurde und gegenwärtig von Hans Vetters Kunstraum 21 vertreten wird, präsentiert sich in der Villa Friede als Malerin, die nie ein Thema abschließt, es vielmehr immer wieder neu bearbeitet und hinterfragt.

So erleben die Streifenformationen 2014 ebenso eine Renaissance wie die transparenten Überlagerungen von in dünner Farbe aufgetragenen Flächen. Neu sind die dicht an dicht aufgeklebten Farbreste von der Palette, die kompakte Reliefs entstehen lassen, neu sind auch die sehr radikalen Bilder, in denen Heß auf eine Grundierung verzichtet und ihre kräftigen Farbflächen als solitäre Elemente unvermittelt auf die Leinwand setzt.

Wer wissen will, wo Johanna Heß künstlerisch herkommt, erlebt in der wunderbaren Dachgalerie der Villa eine Überraschung: "Haufen" nannte sie 1987 ihre zerklüfteten, schwarzen Keramiken, die sich jetzt in einer langen Reihe präsentieren. Eine Entdeckung.

Kunstraum Villa Friede, Mainzer Str. 141. Mi-Sa 14-17 Uhr. Katalog 10 Euro

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