Poppelsdorfer Orgelsommer Richard Wagners "Himmelsstürmer" zur Eröffnung

BONN · Richard Wagner, dem "Himmelsstürmer" (als den ihn eine zeitgenössische Karikatur nicht ohne Häme apostrophierte) war das Eröffnungsprogramm des diesjährigen Poppelsdorfer Orgelsommers exklusiv gewidmet.

Ausgegraben hatten die beiden "Macher", Christoph Hamm und Berthold Wicke, Bearbeitungen seiner Werke für Klavier und Harmonium von August Reinhard.

Die allerdings wurden in der Lutherkirche von Konzertflügel (Hamm) und Orgel (Wicke) dargeboten, was zwar für den "Einzug in die Gralsburg" aus "Parsifal" oder das "Meistersinger"-Vorspiel wegen des pathetischen beziehungsweise heroischen Impetus durchaus vertretbar ist, der biedermeierlichen, heutzutage eher skurril anmutenden Einfalt der Reinhard-Bearbeitungen allerdings gänzlich den Garaus macht.

Den "Blumenmädchen" ("Parsifal") bleibt jede Verführungskunst in Anbetracht einer tosenden Orgel ebenso versagt wie dem "Siegfried-Idyll" die Intimität seines familiären Waldwebens.

Für all diese geräuschvollen musikalischen Belanglosigkeiten mehr als entschädigt aber wurde man durch die Wesendonck-Lieder, jenen Zyklus schwülstig schwüler Gelegenheitslyrik, den Wagner seiner "Muse" Mathilde Wesendonck im Vorgriff auf "Tristan" vertont hatte.

Susanna Franck, Mezzo-Sopran, traf mit feinem Gespür für den Fin-de-siècle-Charakter überzeugend den Ton jener fünf Lieder und wurde von Christoph Hamm nicht minder sensibel begleitet. Als Zugabe gab's "Träume: diesmal unter Hinzunahme der Orgel, die sich mit dem Klavier die rechte Hand teilte.

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