GA-Interview Tenor Flórez gastiert in Köln

Bonn/Köln · Er ist einer der ganz Großen seiner Zunft: der im italienischen Opernfach beheimatete Tenor Juan Diego Florez. Am Montag, 10. Dezember, ist der Peruaner in der Kölner Philharmonie zu hören. Mit ihm sprach Jan Crummenerl.

 Juan Diego Flórez begeistert weltweit das Publikum mit seiner virtuosen Gesangskunst.

Juan Diego Flórez begeistert weltweit das Publikum mit seiner virtuosen Gesangskunst.

Foto: Promo

Wie fühlt man sich als frisch gebackener Kammersänger der Wiener Staatsoper?

Juan Diego Flórez: Unglaublich glücklich! Denn Wien hat schon eine ganz besondere Oper mit einem sehr speziellen Publikum. Für mich ist es deshalb die höchste Auszeichnung, die ein Sänger bekommen kann.

Unesco-Sonderbotschafter sind Sie auch. Was machen Sie da?

Flórez: Ich bin Gründer und Präsident der Stiftung "Kinder- und Jugendorchester Peru". Seit rund fünf Jahren bauen wir verschiedene Zentren auf, in denen Kinder und Jugendliche in Orchestern und Chören Musik lernen und machen können.

Was ist der Unesco so wichtig daran?

Flórez: Zum einen wollen wir dadurch gefährdete Kinder und Jugendliche vor Drogen oder Kriminalität bewahren. Zum anderen versuchen wir, durch Musik die Gesellschaft zu verändern. Musik gibt nicht nur Hoffnung und Lebensmut, sie ist eine universelle Sprache, die das gegenseitige Verstehen fördern kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass Musik die Menschen bessern, sie zu verantwortungsvollen Bürgern machen kann.

Die Idee kommt einem bekannt vor. Oder?

Flórez: Ich habe im Nachbarland Venezuela die erfolgreiche Arbeit von Gustavo Dudamel kennengelernt. Ich war sehr beeindruckt und wollte so etwas auch in Peru machen. Mittlerweile haben wir 17 Zentren geschaffen, in denen Kinder und Jugendliche in rund 20 Chören und Orchestern singen und musizieren können - vom Anfänger-Ensemble bis zum fast schon professionellen Symphonieorchester mit jungen Leuten vom Konservatorium.

Bleibt da noch Zeit zum singen?

Flórez: Sicher.Das ist schließlich mein eigentlicher Beruf. Ich habe im Schnitt 50 Aufführungen jährlich in New York, London, Mailand, Berlin oder München - und natürlich in Wien. Dazu kommt die lange Probenarbeit. Das ist, nicht nur was das Singen betrifft, sehr anstrengend. Deshalb gehört neben dem Kochen auch Sport zu meinen Hobbys, denn ich muss etwas für meine Fitness machen. Beispielsweise mit Tennis und Fußball.

Kommt Ihre Familie bei all dem nicht zu kurz?

Flórez: Zum Glück nicht. Mit meiner Frau, der Schauspielerin Julia Trappe, und meinem kleinen Sohn bin ich häufig gemeinsam unterwegs, wenn ich außerhalb Wiens in Opern auftrete. Das geht sehr gut, da mein Sohn noch nicht in die Schule gehen muss.

Ist es etwas anderes, ob Sie auf der Opernbühne oder - wie Montag in Köln - auf dem Konzertpodium stehen?

Flórez: Es ist ein sehr großer Unterschied. In der Oper bin ich in einer Rolle, auf die ich mich konzentrieren muss. Im Konzert kann ich hingegen ganz auf das Publikum eingehen. Das ist eine ganz andere Art von Spaß für mich, da ich mich viel näher dran fühle.

Infos: "Juan Diego Florez - Europa-Tour 2012", Deutschland-Konzert in der Kölner Philhamonie, Arien von Donizetti, Rossini u. a., 10. Dezember, 20 Uhr. Karten ab 34,25 Euro in den Bonnticket-Shops in den Zweigstellen des General-Anzeigers oder unter bonnticket.de.

Zur Person
Luciano Pavarotti bescheinigte ihm "mühelose Höhe und enorme Konzentration", Placido Domingo ist entzückt über "eine großartige Technik und eine Stimme wie Champagner". Der 39-jährige Juan Diego Flórez hat nicht nur das Lob großer Vorgänger, er gehört heute zu den führenden Vertretern des leichten Belcanto zwischen Met und Scala.

Für seine Interpretationen der Opernfiguren von Rossini und Donizetti wird er seit Jahren von Publikum und Kritik gefeiert. Neben zahlreichen Ehrungen und Preisen engagiert sich der Tenor sozial auch für Kinder und Jugendliche in seinem Heimatland Peru. Flórez ist seit 2007 mit der österreichischen Schauspielerin Julia Trappe verheiratet.

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