Kate ist ein königliches Geschäft

London · Die Mode der Herzogin von Cambridge beschert der Branche einen Milliardenumsatz mit Originalen und Kopien.

 Stil-Ikone: Was immer Kate, die Herzogin von Cambridge, auch trägt, verkauft sich anschließend massenhaft.

Stil-Ikone: Was immer Kate, die Herzogin von Cambridge, auch trägt, verkauft sich anschließend massenhaft.

Foto: dpa

Zu posh, zu bieder, zu poliert - so lautet das Urteil vieler Britinnen über Kates Stil. In Wahrheit dürften selbst Kritikerinnen den Aristokraten-Chic heimlich im Kleiderschrank horten, wie Zahlen von Marketingexperten vermuten lassen. Über 1,3 Milliarden Euro haben Modemacher vergangenes Jahr mit Kopien von Kates Klamotten verdient.

Wenn es in der Fashion-Branche so etwas wie den Ritterschlag gibt, dann hat Jane Corbett ihn erhalten. "Ich freue mich, dass die Herzogin von Cambridge meine Kreation trägt", bloggte sie Weihnachten. Wie hübsch bescheiden! Die unbekannte Hutmacherin vom Lande hätte treffender vom größten Coup ihres Lebens sprechen müssen, als Kate in violettem Hut und Mantel aus Corbetts Atelier vorbei an einer Fotografenriege zur Weihnachtsmesse schritt. Seitdem sind Corbetts Designs so weltberühmt wie jede andere Kreationen, die Kate getragen und so zum Bestseller geadelt hat.

Ihr Verlobungsring? Altbacken, aber tausendfach als Billigkopie im Umlauf. Das sandfarbene Kleid, in dem sie Michelle Obama im Buckingham Palast gegenüber trat? War binnen Sekunden ausverkauft. "Unsere Webseite brach unter dem globalen Ansturm zusammen", erinnert sich David Reiss, Gründer der Modekette, bei der die Herzogin das gute Stück für 200 Euro hatte kaufen lassen. "Ich ließ noch einmal 600 Exemplare nachschneidern", so Reiss, "dann sollte es gut sein."

Kate feiert 30. Geburtstag
11 Bilder

Kate feiert 30. Geburtstag

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War es aber nicht. Verzweifelte zahlten auf Ebay über 800 Euro für das Etuikleid, das, so rechneten britische Medien nach, für 20 Euro pro Stück in Rumänien produziert worden war. Vom Kate-Faktor profitierte auch Tesco, die britische Aldi-Version: Für nur 40 Pfund schneiderte der Discounter den Hausfrauen eine weitere Reminiszenz des Gewandes.

"Kate sah in dem Kleid aus wie eine Million Dollar", schwärmt Reiss. Und so viel ist die schlanke 30-Jährige der Modebranche auch tatsächlich wert: Auf eine Milliarde britische Pfund taxieren Experten den Umsatz, den "Copy-Kates" einbringen. Hautfarbene Lackleder-Pumps, Markenzeichen der Herzogin, werden mittlerweile doppelt so häufig verkauft wie vor der Palast-Hochzeit. Selbst Strumpfhosen, ein Accessoire, in dem vor kurzem keine Britin unter 50 Jahren hätte gesehen werden wollen, boomen. 65 Prozent mehr Lycra-Beinkleider setzt etwa das Warenhaus Debenhams um. Und seitdem bekannt ist, mit welcher Tönung die Herzogin ihrem Haar kastanienfarbenen Glanz verleiht, freuen sich auch Drogerien über zwölf Prozent mehr Absatz. Rund 290 Euro soll jede Britin jährlich für den Kate-Stil ausgeben, die typische Fönwelle beim Friseur inklusive.

Dass die Garderobe der künftigen Königin sich so leicht kopieren lässt, verdanken Fans Kates Talent, teure Designerlabels mit billiger Massenware zu mischen. Fashion-Jägerinnen, die nicht das große Glück haben, ein Kleid schon zu besitzen bevor die Herzogin es zu globalem Ruhm katapultiert, müssen jedoch besonders gut organisiert sein. In Stil-Blogs wie "What Kate Wore" wird ihre Garderobe zum blitzschnellen Nachkauf bis auf den letzten Ohrring analysiert.

"Wir sind ein Land von Kate-Guckern geworden", scherzt Lisa Bond, die die Designlinien für die Modekette Peacocks auswählt. Manche Fans, wie Mary Stringer, kaufen nur noch Kate-kompatibel: "Bei jedem Stück, das ich sehe, frage ich mich, ob sie das tragen würde", erzählt die 24-Jährige. Bleibt nur zu hoffen, dass die Herzogin niemals in Leggins und falschen Ugg-Boots gesehen wird.

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