Bonner Familienunternehmen Novo Herr der Kundenkarten

Bonn · Das Bonner Unternehmen Novo bedient VW, C&A und andere Firmen. Das Familienunternehmen stellt Plastikkarten in allen Formen und Farben her. Immer stärker nachgefragt werden mittlerweile auch Karten aus Holz.

 Novo-Geschäftsführer Thomas Ehm in der Produktion seines Unternehmens am Verteilerkreisel in Bonn.

Novo-Geschäftsführer Thomas Ehm in der Produktion seines Unternehmens am Verteilerkreisel in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Visitenkarten sind gewöhnlich aus Papier. Bei Thomas Ehm nicht. Er verteilt seine Kontaktdaten auf einer kleinen durchsichtigen Kunststoffkarte. Es ist das Format, das Unternehmen und Geschäftsführer in diesem Fall perfekt repräsentiert. Denn das Familienunternehmen Novo mit 43 Mitarbeitern produziert in der dritten Generation Plastikkarten für nationale und internationale Unternehmen in allen Formen und Farben: Kundenkarten, Geschenkkarten, Magnetkarten oder Dienstausweise sind nur wenige Beispiele. Zu seinen Kunden gehören C&A, Porsche und Volkswagen. Hergestellt und gedruckt werden sie alle am Verteilerkreis in Bonn. Es gibt nur eine Art von Karte, die Novo nicht herstellt: Kreditkarten. Geschäftsführer Ehm erklärt, er könne sie zwar produzieren, dafür brauche er aber eine bestimmte Lizenz. Der Aufwand für die damit verbundenen speziellen Sicherheitsanforderungen lohnt sich in seinen Augen allerdings nicht.

Neben den üblichen Kartenvarianten gibt es auch eher ausgefallene Modelle. Ein Autobauer gab bei Ehm eine Karte in Auftrag, bei der auf der einen Seite die Compliance-Regeln des Unternehmens nachzulesen sind. Auf der Rückseite ist ein kleiner Spiegel. Und der hat für den Kunden einen psychologischen Hintergrund, wie Ehm erklärt: „Die Mitarbeiter sollen die Regeln auf diese Weise eher einhalten. Denn nur dann könnten sie im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Spiegel schauen.“

Bonner verkaufen 30 Millionen Plastikkarten pro Jahr

Insgesamt verkauft Novo im Jahr rund 30 Millionen Plastikkarten. Das macht auch den Großteil des Umsatzes von rund 5,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr aus. Vor rund fünf Jahren lag dieser noch bei etwa fünf Millionen Euro. Einen geringen Teil verdient das Unternehmen mit Organisationsmitteln wie Ordnern, Transportkoffern oder anderen Büromaterialien. Hier liegt auch der eigentliche Ursprung des Familienunternehmens, das 1901 gegründet wurde und damit wirbt, 50 Jahre später die Klarsichthülle erfunden zu haben. Damals war Novo noch in den Händen von Firmengründer Heinz Ball. Sein Sohn Karlheinz Ball ist der Schwiegervater des heutigen Geschäftsführers Ehm.

Der ist absolut in seinem Element, wenn er durch die Produktionshalle geht. Den Geruch nach Farbe und Reinigungsmitteln nimmt er kaum noch wahr. Am Anfang der Produktion stehen große weiße dünne Kunststoffplatten. Am Ende hält der Geschäftsführer kleine bunte Kärtchen in der Hand. Dazwischen werden sie bedruckt, mehrere Schichten per Sandwichprinzip aufeinander geklebt – damit sie die gewünschte Dicke erreichen – und am Ende miteinander verschweißt. Ein Mitarbeiter laminiert die Platten, ein anderer stanzt sie am Ende aus.

Novo macht alles aus einer Hand. Von der Herstellung der Rohlinge bis zum fertigen Produkt. „Das ist heute etwas besonderes. Andere Unternehmen kaufen die Kartenrohlinge in Tschechien oder China ein. Wieder anderer produzieren überhaupt nichts selbst und geben nur alles in Auftrag.“ Der Nachteil für den Kunden: Er könne das Produkt, Farben und Druck nicht vor der Fertigung probeweise anschauen.

Neue App für Geschenkkarten des Einzelhandels

Die Arbeitsweise der anderen Unternehmen verschärft allerdings auch den Druck auf Novo: „In Tschechien oder Fernost kann man natürlich günstiger produzieren lassen als hier“, erklärt der Geschäftsführer. Anstatt mit Preisen, will Ehm allerdings lieber mit neuen Technologien beim Kunden punkten. Ab Mai testet das Bonner Unternehmen eine App, mit der Geschäfte Geschenkkarten aufladen können. Das soll die Abläufe für den Einzelhändler einfacher und schneller machen. Und auch wenn Kunststoffkarten bei Novo Tradition sind, geht das Unternehmen mit der Zeit. Immer mehr Unternehmen achten auf Umweltfreundlichkeit und fragen nach Karten aus Holz.

Rein optisch sind sie von Kunststoffkarten nicht zu unterscheiden. Sie fühlen sich auch genauso an. Nur die Entsorgung ist leichter. „Sie können verbrannt werden“, erklärt Ehm. Dass Plastikkarten irgendwann gänzlich durch Holzkarten ersetzt werden, bezweifelt er allerdings: „Karten aus Holz nutzen sich sicher schneller ab. Kunststoff hält länger.“ Auch ein Vorteil seiner ausgefallenen Visitenkarte.

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