Wie können Naturschutz und Gesundheit zusammengehen?

Mehrtägiges Forschungsprojekt in Bonn - "Was man liebt, schützt man auch" - Beispiel: Venn-Eifel

Wie können Naturschutz und Gesundheit zusammengehen?
Foto: picture-alliance

Bonn. Ein weicher, federnder Waldboden, das Dahinplätschern eines Baches, der Blick über ein weites Tal mit sanften Hügeln: Schon der Gedanke daran entspannt und verschafft für einen Moment Ruhe und Gelassenheit. Und umso mehr die regelmäßig-mäßige Bewegung an frischer Luft. Sie stärkt nachweisbar das Immunsystem, regt Stoffwechsel und Kreislauf an.

Das gesundheitsfördernde und therapeutische Potenzial der Natur steht außer Zweifel. Das wiederum erfordert seinerseits, mit diesen nützlichen Refugien im Grünen rücksichtsvoll umzugehen, Tieren und Pflanzen ihren Raum zu lassen und ihn zu respektieren. Wie Naturschutz und Gesundheit Hand in Hand gehen können, stand jetzt im Mittelpunkt eines mehrjährigen Forschungsprojektes der Abteilung Medizinische Geographie und Public Health des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit der Universität Bonn.

An drei Modellregionen - dem Naturpark "TERRA vita" bei Osnabrück, dem Naturpark Thüringer Wald und dem deutsch-belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel untersuchten die Forscher Möglichkeiten und konkrete Ansätze, um beide Ziele miteinander in Einklang zu bringen. Ergebnis ist unter anderem die Datenbank "Gesund im Park". Dort können sich die am Projekt Beteiligten wie Naturschutzorganisationen Hotels, Landwirte und Tourismusverbände über die Angebote des jeweils anderen informieren.

Gleichzeitig ist das Portal aber auch für alle offen, die sich generell für Natur und Gesundheit interessieren, die sich über das Angebot in ihrer Region informieren möchten oder auf der Suche nach direkten Ansprechpartnern sind. Ein wesentliches Ziel des Projektes, das zwei Jahre lang vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wurde, bestand darin, das Bild des Naturschutzes in der Öffentlichkeit ein Stück weit gerade zu rücken. Weg von dem Image der Besserwisser, die stets neue Barrieren aufrichten und dabei "mit erhobenem Zeigefinger" agieren, wie Silvia Schäffer es auf den Punkt bringt.

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Bonner Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit hatte im Oktober 2005 unter Leitung von Thomas Kistemann die Koordination des Projekts übernommen und ihr Augenmerk dabei vor allem auf den Naturpark Thüringer Wald mit einer Fläche von 2 000 Quadratkilometern sowie den 1 600 Quadratkilometer großen nordrhein-westfälischen Anteil des Parks Hohes Venn/Eifel gerichtet.

Er erstreckt sich auf einer Fläche von rund 2 700 Quadratkilometern in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Ostbelgien und bietet mit dem Hochmoor im "Hohen Venn", mit Flüssen, Bächen sowie 15 Seen und Talsperren, mit der Artenvielfalt in der Kalkeifel, den Berghöhen der Hoch- und den Ausläufern der Vulkaneifel die unterschiedlichsten Landschaften.

"Barrierefreiheit" heißt das Ziel, das sich der Naturpark gesetzt hat. "Sie spielt sowohl für gesunde Menschen wie Mütter mit Kinderwagen, aber vor allem für Menschen mit Behinderungen eine große Rolle. Das können Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderungen ebenso sein wie Gehörlose und Blinde", erläutert Silvia Schäffer. Eine Möglichkeit bietet der "barrierefreie Landschaftspfad", der nicht nur den Patienten der Eifelhöhen-Klinik in Nettersheim-Marmagen zu Verfügung steht. Hier können alle Besucher - mit und ohne Behinderung - die Region "Kalkeifel" mit mehreren Stationen entlang des Rundweges für sich erleben. Sitzbänke und Nischen erlauben jederzeit eine Pause zum Erholen und Entspannen.

"Es ging uns darum, die Akteure vor Ort an einen Tisch zu bringen. Dazu gehören zum Beispiel der örtliche Kneipp-Verein, der Wasserverband, Sportvereine, Bildungseinrichtungen und Wandervereine", zählt Schäffer auf. Nicht zuletzt, weil Wandern ebenso wie der Urlaub vor der Haustür in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden sei. Was in gleichem Maße auch für das Bewusstsein für gesunde Ernährung mit regionalen Produkten gelte.

Und die Bewegung in der Natur - sei es beim Radfahren, beim Nordic Walking oder auch nur beim Spaziergang am Wochenende - sollte ohne Barrieren möglich sein. Das erfordert eine enge Kooperation zwischen den Anbietern und den Naturschützern. "Nur was man liebt, schützt man auch" - nach diesem Grundsatz, so hoffen die Forscher, lassen sich die künftigen Partner beider Seiten an einen Tisch bringen und Schnittmengen bilden, die letztlich allen zugute kommen.

Weitere Informationen unter www.naturparks- und-gesundheit.de und www.gesundimpark.de

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