"Da hält selbst ein Porsche nicht mit"

Die Bahn AG ist mit dem Verlauf der ICE-Testfahrten im Siebengebirge sehr zufrieden: Alle Versuche waren erfolgreich - Bremsweg bei Tempo 300 ist acht Kilometer lang

Siebengebirge. In 28 Minuten von Siegburg zum Frankfurter Flughafen - Utopie? Nein, der ICE-S macht''s möglich. Am Mittwoch rauschte der 12 000 PS starke Testzug der Deutschen Bahn AG in Rekordgeschwindigkeit vom Michaelsberg in die Main-Metropole.

Lokführer Jürgen Thronberens machen solche Sprintfahrten - die Höchstgeschwindigkeit beträgt auf dieser Strecke 330 km/h - nichts aus, aber die Durchquerung des Siebengebirges bedeutet für ihn eine neue Dimension des Tempo-Rausches: "Diese Strecke ist etwas ganz Besonderes - nahezu einmalig in der Welt. Ein Gefälle von vier Prozent und diese engen Kurvenradien bedeuten ein völlig neues Fahrgefühl. Wenn ich mit diesem Tempo auf die Hallerbachtalbrücke einbiege, komme ich mir vor wie auf der Achterbahn. Da hält selbst ein Porsche nicht mit, den überholen wir nämlich - und das sogar rechts." Aber er fügt direkt hinzu: "Die Strecke ist absolut sicher."

Das bestätigt auch Eckhard Friebel, Testleiter der Deutschen Bahn AG: "Alle Versuche konnten wir erfolgreich abschließen. Ich bin sehr zufrieden." Am Mittwoch endeten die Testfahrten mit dem ICE-S. Nach der Auswertung aller Zahlen wird ein umfassender Abschlussbericht geschrieben, der auch dem Eisenbahnbundesamt in Köln für die Erteilung der Betriebserlaubnis vorgelegt wird.

Bei den Testfahrten war Lokführer Thronberens sehr gefordert. Der Zug wurde sozusagen "im Handbetrieb" gefahren. So konnten Beschleunigung und Bremsvorgänge besser untersucht werden. Um den Zug von Tempo 300 zum Stillstand zu bringen, benötigt der ICE einen Bremsweg von acht Kilometern. Und selbst bei einer Notbremsung, die aus thermischen Gründen nicht unkritisch ist, ist der Bremsweg fünf Kilometer lang. Weil das so ist, wird dem Lokführer im Alltagsbetrieb eine so genannte Linienzugbeeinflussung zur Seite gestellt. Will heißen: Zug und Gleis sind per Funk miteinander verbunden und tauschen Daten aus. Bei etwaigen Unregelmäßigkeiten auf der Strecke wird der ICE automatisch abgebremst - "eine Art Autopilot", erklärt Udo Kampschulte, stellvertretender Pressesprecher der DB-Bauprojekt.

Der ZeitplanJuni 2002: Ende der Testfahrten.

August 2002: Der ICE-Shuttle-Betrieb zwischen Köln und Frankfurt beginnt.

Dezember 2002: Die Bauarbeiten am ICE-Bahnhof Siegburg werden abgeschlossen.

15. Dezember 2002: Die ICE-Strecke wird in den internationalen Fahrplan aufgenommen. Der erste Zug hält in Siegburg.

Juni 2003: Der ICE-Bahnhof am Kölner Flughafen wird fertiggestellt.

Sommer 2004: Die ersten Züge - wahrscheinlich die S-Bahnlinie 13 - sollen im Airport-Bahnhof einrollen. Denn erst dann kann der ICE-Tunnel unter der Hermann-Löns-Straße in Porz durchquert werden.

Dezember 2004: Mit Einführung des neuen Fahrplans werden auch ICE-Züge am Flughafen halten. (hol)

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