Die "Geburtsurkunde" Impekovens

Die Schriftzeichen sind mit akribischer Gleichmäßigkeit verfasst und gleichen sich, als wären sie maschinell zu Papier gebracht worden: Die Urkunde, in der Impekoven erstmals erwähnt wird, ist ein Kunstwerk.

 "Wir freuen uns, dieses Dokument endlich gefunden zu haben"

"Wir freuen uns, dieses Dokument endlich gefunden zu haben"

Foto: Wolfgang Henry

Alfter-Impekhoven. Die Schriftzeichen sind mit akribischer Gleichmäßigkeit verfasst und gleichen sich, als wären sie maschinell zu Papier gebracht worden: Die Urkunde, in der Impekoven erstmals erwähnt wird, ist ein Kunstwerk.

Erst auf den zweiten Blick sieht man die kleinen Details, die verraten, dass es sich wirklich um Handarbeit handelt, etwa Striche, die nicht völlig parallel verlaufen. Diese Urkunde wurde 1171 vom damaligen Kölner Erzbischof an eine Äbtissin ausgestellt.

Der Bischof überschreibt darin der Ordensfrau Grundstücke und eine Mühle in "Emmehove" zur Gründung eines Klosters. Nach diesem Dokument haben Ferdi John, Pressewart des Heimat- und Verschönerungsvereins KG "Jrön Jonge", und Eugen Deubel lange gesucht.

Jetzt endlich ist bekannt, wie alt Impekoven wirklich ist. Das Originaldokument hat er noch nicht sehen können, würde er aber gerne. Es liegt im Historischen Archiv des Erzbistums Köln und wurde von einer Mitarbeiterin originalgetreu digitalisiert.

Die Ausdrucke in Form unterschiedlich großer Plakate hat John jetzt zu Hause, und er behandelt sie ehrfürchtig, als seien sie das Original. "Wir als Verein freuen uns, dieses Dokument endlich gefunden zu haben, weil wir schon lange dieses Interesse hatten", so John.

Die Suche nach der "Geburtsurkunde" Impekovens begann 1994 mit einem Hinweis in der 1986 von der Gemeinde Alfter herausgegebenen Dokumentation über Witterschlick und Impekoven. Dort war ein Schriftstück aus dem Jahr 1145 erwähnt, in dem das Kürzel "EMBE" verwendet worden war.

Ein Hinweis auf Impekoven? Eugen Deubel recherchierte ein Jahr und gelangte zu der Erkenntnis, dass mit dem Kürzel nicht Impekoven, sondern Oberembt bei Bergheim gemeint war. Der Verfasser der Dokumentation hatte eine Vermutung, die ein Historiker 1984 in einem Artikel im General-Anzeiger geäußert hatte, als Tatsache hingestellt.

2009 beauftragte der Vorstand der "Jrön Jonge" Deubel erneut mit der Suche. Dieses Mal verfolgte er eine andere Spur: Im Heimatbuch über Oedekoven von 1979 hatte der ehemalige Kreisarchivar Robert Thomas die erste urkundliche Erwähnung Impekovens auf 1171 datiert.

Da Thomas inzwischen verstorben war, sprach Deubel Claudia Arndt an, die das Kreisarchiv in Siegburg leitet. Mit ihrer Hilfe stieß er auf den Urkundenbestand des Stifts und der Pfarrei Sankt Ursula, der auch besagtes Dokument beinhalten sollte.

Dieser Bestand war vor mehr als 100 Jahren in den Besitz des Historischen Archivs des Kölner Erzbistums gelangt. Dort fragte Deubel nach. Am 6. Juni erhielt er die Bestätigung: Der Archivar Joachim Oepen hatte die Impekovener "Geburtsurkunde" gefunden. Da diese auf Latein verfasst ist, beauftragte Deubel die Bonner Historikerin Carolin Wirtz mit der Übersetzung.

Sie verfasste außerdem einen Kommentar, der Begriffe wie "Allodium" erklärt, die Bezeichnung für einen volleigenen Besitz. Das Rätsel um das Alter Impekovens ist damit nach 16 Jahren aufgeklärt. Als Weiler oder Bauernsiedlung mit Mühle mag "Emmehove" älter sein.

Aber Deubel macht klar: "Ein Ort ist so alt wie seine erste urkundliche Erwähnung." Duplikat und Kommentar werden am Samstag, 18. September, ab 19 Uhr beim Biwak der "Jrön Jonge" vorgestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ruckrede ohne Ruck
Kommentar zum SPD-Parteitag Ruckrede ohne Ruck
Aus dem Ressort