Ein Ort der Versöhnung Die JVA Rheinbach weihte ihre frisch sanierte Kirche ein

RHEINBACH · Beim Betreten der Kirche geht eine besondere Tür auf - so hatte ein Gefangener der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach seine Empfindungen beim Betreten der frisch sanierten, fast hundert Jahre alten Anstaltskirche beschrieben, die am Montag eingeweiht wurde.

 Die JVA-Seelsorger Hans-Christian Heine (l.) und Stefan Schwarz zelebrieren den Gottesdienst.

Die JVA-Seelsorger Hans-Christian Heine (l.) und Stefan Schwarz zelebrieren den Gottesdienst.

Foto: Kohls

Weiße und gelbe Farbtöne an den Wänden und dem hohen Tonnengewölbe, große, helle Glasfenster an beiden Längsseiten und helles Holz am Fußboden prägen das Bild.

An der Stirnseite wird der Blick angezogen von einer Glasrosette mit einem Kreuz in der Mitte. Im Altarraum glänzen goldfarbene Dekore auf Ambo und Tabernakel. Links und rechts stehen eine Madonnen- und eine Christus-Figur, dazwischen die der Heiligen Barbara. Für diese Statue hatte Monsignore Guido Assmann, Kreisdechant von Neuss, in den Gemeinden in Neuss und Dormagen Spenden gesammelt.

In dem ökumenischen Gottesdienst mit dem Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, Eberhard Kenntner, und dem für den südlichen Teil der Erzdiözese Köln zuständigen Weihbischof Heiner Koch erhielt die Anstaltskirche auch ihren neuen Namen: "Versöhnungskirche zur Heiligen Barbara".

Auf diesen Namen haben sich die Anstaltsseelsorger der katholischen und der evangelischen Kirche, Pfarrer Stefan Schwarz und Pfarrer Hans-Christian Heine, geeinigt. Entstanden sei er in Anlehnung an die jüdisch-christliche Tradition der Versöhnung mit Gott und den Menschen und im Blick auf die Schutzheilige der Gefangenen, die Heilige Barbara. "Gott kann auch da noch vergeben und verzeihen, wo Menschen das nicht mehr können. Gerade deshalb ist das Thema Versöhnung in einer Anstaltskirche wichtig", sagte Pfarrer Schwarz.

Er erinnerte an die biblische Stelle, nach der Jesus mit verurteilten Verbrechern am Kreuz starb: "Der erste, der mit Jesus ins Paradies kam, war ein verurteilter Verbrecher." Über den Namensteil "Versöhnungskirche" hatte der Gefangene Florin etwas länger nachdenken müssen, wie er selbst sagte, bis er zu dem Schluss gekommen sei: "Hier können wir uns mit unserem bisherigen Leben versöhnen und dadurch mit uns ins Reine kommen." Weihbischof Heiner Koch zog anhand des Beispiels zweier Hochseilartisten als Springer und Fänger den Vergleich zum Glauben: "Sich einfach fallen lassen, auf Gott vertrauen und spüren, dass man aufgefangen wird - ich wünsche, dass viele Menschen, die diese Kirche betreten, den Mut fassen, zu springen und sich fallen zu lassen."

Bürgermeister Stefan Raetz dankte dem Sanierungsträger, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, für den "Ort der inneren Einkehr und der Hoffnung". Über "eine der schönsten Anstaltskirchen in Nordrhein-Westfalen" freute sich Anstaltsleiter Heinz-Jürgen Binnenbruck. Er erinnerte an die Schwierigkeiten, die mit der 2004 begonnenen und rund 600 000 Euro teuren Sanierung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes verbunden waren. Insbesondere statische Probleme hatten demnach 2008 zum Stillstand geführt.

Die Orgel wurde ebenso generalüberholt wie die Glocke, die Kirchenbänke wurden von Gefangenen überarbeitet. Die Glasfenster-Rosette sei erst im Laufe der Sanierungsarbeiten freigelegt und wieder entdeckt worden. An jedem Sonntag und kirchlichen Feiertag werden in der Anstaltskirche Gottesdienste gefeiert. Darüber hinaus dient der größte Raum der JVA auch als Versammlungsraum für Kulturveranstaltungen oder Besprechungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort