Kapelle auf dem Petersberg Weihe vor 250 Jahren

KÖNIGSWINTER · "Auf Ostersambstag oder den sambstag vor Ostern 1764 ist die neue kirch auf St. Petriberg von jetzigen abten Hermanno Kneutzgen geweyhet worden", notierte Hermann Christian Hülder, Bürgermeister und Chronist aus Oberdollendorf.

 Die Kapelle: Ein schlichter Saalbau von 20 mal zehn Metern Länge mit Rundbogenfenstern.

Die Kapelle: Ein schlichter Saalbau von 20 mal zehn Metern Länge mit Rundbogenfenstern.

Foto: Homann

Vor genau 250 Jahren wurde die Kapelle auf dem Petersberg konsekriert. Eine Woche später herrschte hier abermals Hochbetrieb. Denn am Sonntag nach Ostern wurde von alters her auf dem Plateau Kirmes gefeiert. Bereits 1397 ist von der "Stromberger Kirmis" in den Haushaltsrechnungen des Burggrafen von Drachenfels die Rede.

Händler und Bauern schleppten dann ihre Waren auf den steilen Bittwegen in Kiepen nach oben oder fuhren sie gar mit dem Schürreskarren auf das Plateau. Hühner, Gänse, Eier, Fisch, Gewürze, Felle, Schuhe, Leinwand, Kannen, Messer, Körbe, Scheren oder Nadeln hielten sie feil. Bevor dann Spielleute auftraten, die Leute tanzten, Wein oder Bier tranken, fand der feierliche Gottesdienst statt. Der Bürgermeister hatte an diesem Tag allen Honoratioren einen Schinken, eine Schüssel mit Fleisch und Wein zu spendieren. Mit der Säkularisation 1803 war auch mit der Kirmes Schluss.

Überliefert ist auch das Geschehen an zwei Juni-Tagen von 1763. Hammerschläge hallten über den Berg. Handwerker verrichteten die letzten Außenarbeiten an der Kapelle. Hermann Hülder: "Heudt den 28 junii 1763 ist die neue Kirch fertig worden, nemblich im mauerwerk und thurn und ist die darauf folgende täg mit borden und so fort mit leyen gedeckt worden."

Knechte, Mägde und Kinder trugen die Schiefer auf den Berg und erhielten dafür "essen und drincken genug" von der Abtei. Über eine weitere Belohnung lässt Hülder die Nachwelt nicht im Unklaren: "Abends mit spielleuten vor der abteyen dieselbe sich brav lüstig gemacht."

Aber warum wurde eigentlich auf dem Petersberg durch die Abtei Heisterbach eine neue Wallfahrtskapelle errichtet? Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Womöglich war die Substanz des Vorgängerbaus schlecht, oder er war einfach zu klein für die Pilgerscharen.

Die neue, dem Heiligen Petrus geweihte Kapelle stellte einen schlichten Saalbau dar, war zwanzig Meter lang und zehn Meter breit. Zu ihrem Inventar gehörten drei Barockaltäre, vier Beichtstühle, Ölgemälde aus der Entstehungszeit, aber auch ein hölzernes Rundrelief, eine Pieta sowie eine stehende Madonna mit Kind aus dem 17. Jahrhundert. Und: Sie hatte eine fahrbare Kanzel, die zu den wartenden Gläubigen auf den Vorplatz der Kapelle gerollt werden konnte.

Erstaunlicherweise blieb diese Einrichtung trotz Säkularisation erhalten. Nach Auflösung der Abtei Heisterbach wurde die Kapelle der Niederdollendorfer Kirchengemeinde angeschlossen. Die Prozessionen wurden wie zu Heisterbacher Zeiten weiterhin durchgeführt. Problematisch wurde jedoch der Unterhalt der Kapelle. Zunächst wurde die Pächterin des Kapellengutes beauftragt, die Kapelle zu beaufsichtigen. Als dann 1834 Joseph Ludwig Mertens die Domäne erwarb, verpflichtete er sich gegenüber der Königlichen Regierung, die Kapelle für ewige Zeiten zu unterhalten und sie ohne die mindeste Änderung ihrer Bestimmung zu belassen. An diese Auflage waren auch seine Nachfolger gebunden.

Eine gründliche Renovierung nahm Peter Mülhens 1936 vor. Die Kapelle wurde vergrößert, indem die Sakristei hinzugenommen wurde. Das Haus erhielt eine Balkendecke, die ausgemalt wurde. Als der Bund 1979 den Petersberg erwarb, um das Hotel als Gästehaus der Bundesregierung zu betreiben, hatte er offensichtlich die Grunddienstbarkeit nicht ausreichend beachtet.

Einige Jahre später versuchte er, den Eintrag im Grundbuch löschen zu lassen. Es kam zum Kompromiss: Die Kirche sagte zu, bei Sicherheitsstufe I die Kapelle geschlossen zu halten. Der neue Eigentümer ließ in den 80er Jahren Bittwegkreuze und Kapelle restaurieren. Dabei wurde die fahrbare Predigtkanzel zu einem Zelebrationsaltar umgebaut. Ansonsten besteht das Inventar aus der Gründerzeit. Am 5. August 1995 heiratete Michael Schumacher seine Frau Corinna kirchlich in der Kapelle.

Und wer Ostern auf den Petersberg wandert, kann sich in die Vorfahren hineinversetzen, die vor 250 Jahren die Weihe ihres neuen Kirchleins feierten.

Zwischen Mai und September finden Gottesdienste auf dem Petersberg statt, immer am ersten Sonntag des Monats. Der erste am 4. Mai, 10 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort