Kita-Beiträge in Sankt Augustin Ab August zahlen Eltern weniger für Kita-Plätze

Sankt Augustin · „Mit einem Schlag zur familienfreundlichsten Kommune im Rhein-Sieg“ – so fasst der Erste Beigeordnete der Stadt Sankt Augustin das Ergebnis des jüngsten Jugendhilfeausschusses zusammen. Beschlossen wurden dort umfassende Beitragssenkungen für Kita-Plätze und ein neuer Kindergarten.

 Symbolfoto.

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Eltern in Sankt Augustin werden in Zukunft deutlich entlastet. Die Stadt will die Elternbeiträge für die Betreuungsangebote in Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege zum neuen Kindergartenjahr ab August 2022 erheblich senken. In den meisten Einkommensstufen läuft das im Prinzip auf eine Halbierung der Beiträge hinaus, in den Beitragsstufen eins bis einschließlich drei werden sie komplett abgeschafft. Darauf einigte sich in der vergangenen Woche der Jugendhilfeausschuss der Stadt. Die Bestätigung in der anstehenden letzten Ratssitzung vor der Sommerpause gilt als Formsache.

Zudem hat der Ausschuss weitere 75 Kindergartenplätze auf den Weg gebracht: Auf einem Acker an der Straße „Am Kirchenberg“ am Ortsrand von Niederpleis soll zum Kindergartenjahr 2023/2024 eine viergruppige Kindertagesstätte an den Start gehen, bestätigen Sozialdezernent Ali Dogan und der Technische Beigeordnete Rainer Gleß. „Das ist ein großer Wurf für ein familienfreundliches Sankt Augustin“, fasst Denis Waldästl, Vorsitzender des für Kindergartenplanung zuständigen Jugendhilfeausschuss des Rates und Vorsitzender des Unterausschusses für Kita-Baumaßnahmen, die Beratungen der Politik zusammen. „Es ist wirklich ein Meilenstein, den wir gemeinsam erreicht haben.“

 Denis Waldästl zeigt das Gelände Am Kirchenberg in Niederpleis, wo bis soll bis zum Sommer 2023 eine neue Kindertagestätte entstehen soll.

Denis Waldästl zeigt das Gelände Am Kirchenberg in Niederpleis, wo bis soll bis zum Sommer 2023 eine neue Kindertagestätte entstehen soll.

Foto: Thomas Heinemann

Höchstens 500 Euro für den Kita-Platz

Ursprünglich hatte die Kooperation von SPD, FDP und Grüne die Beitragsreduzierung angestoßen. Ende 2021 beschloss der Stadtrat dann, durch eine Beitragsreduzierung zur Entlastung der Familien solle die Stadtkasse um höchstens 700.000 Euro jährlich belastet werden. Und Elternbeiträge sollten in der höchsten Einkommensstufe zudem maximal 500 Euro betragen, sodass alle Beiträge bei der Einkommenssteuererklärung berücksichtigt werden und auch höhere Einkommensgruppen entlastet werden könnten.

Nach Bedenken der Kämmerei überarbeiteten Verwaltung und Politik noch kurz vor der Ausschusssitzung die geplante Beitragstabelle. Sie ergänzten sie außerdem mit der Formulierung, dass die Stadt weitere, vom Land angekündigte Entlastungen für Familien, durch weitere Beitragsreduzierungen zusätzlich an die Eltern weitergeben solle. „Ich freue mich, dass die CDU dem Antrag der Kooperation beigetreten ist, sodass daraus am Ende ein Antrag aller Fraktionen mit einem einstimmig Beschluss wurde“, so Waldästl.

Die Entlastung der Familien kostet die Stadt Geld: Statt 1,98 Millionen Euro wird die Stadt im nächsten Kita-Jahr rund 1,27 Millionen Euro einnehmen. Die Mehrbelastung um 710.400 Euro könne sich die Stadt leisten, sagt Waldästl, „und wir müssen uns das leisten“. Die Familien seien von der Inflation und den Kostensteigerungen enorm betroffen, Familien hätten in der Pandemie stark gelitten, begründet er und fügt hinzu: „Und wenn wir als Stadt attraktiv bleiben wollen, müssen wir ein gutes Angebot machen.“

Vorbereitungen für neue Bescheide laufen

Der Sozialdezernent und Erste Beigeordnete Ali Dogan rechnet damit, dass die Mehrbelastung deutlich geringer ausfallen wird, wenn die Landesregierung ihre angekündigten Entlastungen und das dritte beitragsfreie Kita-Jahr umsetze. Dogan begrüßt die neue Beitragstabelle als „besonders sinnvolle Investition in die Bildungs- und Präventionsarbeit für Kinder“, die sich langfristig für die Stadt auszahle. „Mit der Beitragsreduzierung sind wir im Rhein-Sieg-Kreis mit einem Schlag zur familienfreundlichsten Stadt geworden.“ Probleme und Verzögerungen bei der Erstellung der Beitragsbescheide soll es zukünftig nicht mehr geben, so Dogan. „Wir haben unmittelbar nach der Sitzung mit den Vorbereitungen für die neuen Bescheide begonnen. Ich bin stolz auf meine Fachverwaltung, die innerhalb von nur einem Tag noch einmal die komplette Beitragstabelle für den Ausschuss überarbeitet und jetzt auch alle Vorbereitungen für die Zukunft getroffen hat. Zudem haben wir Personal eingestellt, um alle offenen Bescheide bis voraussichtlich zum Ende des Jahres abzuarbeiten.“

Erfreut zeigten sich Ausschuss und Stadt auch über die Botschaft, vier weitere Kita-Gruppen mit rund 75 Plätzen in ihre Planungen aufnehmen zu können: Der freie Träger „Terminal for Kids“, der jeweils hälftig dem Flughafenbetreiber Fraport AG und dem Unternehmer Udo Sicker gehört und knapp zwei Dutzend Einrichtungen unterhält, plant eine Kita Am Kirchenberg in Niederpleis. Der Ausschuss hat die Pläne einstimmig begrüßt und in die Jugendhilfeplanung aufgenommen. Seit mehreren Jahren gab es Pläne für eine Kita auf dem heutigen Acker und Gespräche mit dem Eigentümer. Der Technische Beigeordnete Rainer Gleß sagt, die Pläne seien nun gereift, wenngleich der Kita-Neubau nicht dazu diene, „etwa die bauliche Entwicklung des gesamten Areals vorzubereiten.“ Das Grundstück stehe nun fest, so Gleß, und man werde so planen, dass ein Kita-Gebäude eine wann auch immer terminierte Entwicklung des Areals nicht erschweren werde.

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