Pleisbach-Brücke in Sankt Augustin Viele lehnen Bauwerk an Niederpleiser Mühle ab - Bürgerantrag scheitert

SANKT AUGUSTIN · Die Bagger sind schon angerollt. Die ersten Arbeiten für die umstrittene Brücke über den Pleisbach an der Niederpleiser Mühle haben begonnen. Doch das Projekt stößt ganz offensichtlich in der Bevölkerung auf Unverständnis.

"Hier regt sich ganz gewaltig der Unmut", sagte Wolfgang Köhler, der in Schmerbroich wohnt und als Stadtrat (Fraktion Aufbruch) oft auf den vermeintlichen "Unsinn" angesprochen wird. Hauptkritikpunkte: die hohen Kosten und die fehlende Notwendigkeit. Denn wenige hundert Meter links und rechts der geplanten Trasse gibt es bereits Brücken. Insgesamt neun hat Köhler von der Mündung des Pleisbaches in die Sieg bis zur ICE-Brücke bei Birlinghoven gezählt.

Mit 300 000 Euro waren die reinen Baukosten der Brücke aus Holz und Aluminium bisher beziffert worden. Sie wird unter dem Dach des Regionale-Projektes "Grünes C" mit entsprechenden Fördergeldern realisiert. Doch mittlerweile sind die Kosten für das vergleichsweise kleine Brückenwerk inklusive des Grundstückserwerbs auf 450 000 Euro angestiegen. 80 Prozent übernimmt zwar das Land, den Rest aber zahlt die klamme Stadt Sankt Augustin, mithin rund 90 000 Euro. Gut 70 Bürger hatten sich auf einer Unterschriftenliste eingetragen, die in einen Bürgerantrag für den Haupt- und Finanzausschuss mündete. Die Forderung der Bürger: Die Mittel für den Grunderwerb und eine vereinbarte 18-jährige Entschädigung für den Ertragsausfall des Eigentümers nicht freizugeben.

Nach Informationen des General-Anzeigers erhält der Eigentümer rund 15 000 Euro für das Grundstück und eine Entschädigung, die sich auf mehr als 100 000 Euro belaufen soll. Auf der Fläche wurde bisher Spargel angebaut. Den Antrag lehnten CDU, FDP, SPD und Grüne ab, nachdem die Verwaltung erläutert hatte, dass die Aufträge für die Brücke bereits vergeben seien. Nur der Aufbruch stimmte dem Bürgerantrag zu. Es mutet schon etwas seltsam an, dass hier Aufträge vergeben werden, obwohl der Kaufvertrag noch gar nicht notariell beurkundet ist", sagte Aufbruch-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Köhler. Er hatte als Alternative vorgeschlagen, einen historischen Weg wieder anzulegen, der die Brücke überflüssig macht. "Aber das ist noch nicht einmal geprüft worden."

Schon in den vergangenen Monaten hatte der BUND Rhein-Sieg massive Kritik geübt. Zwei Mal hatte der Landschaftsbeirat des Rhein-Sieg-Kreises die Brücke abgelehnt. Der Kreisausschuss hatte sich zuletzt aber anders entschieden und den Bau der Brücke durchgewinkt. Laut BUND führt der geplante Weg mit der Brücke durch eines der wenigen Rückzugsgebiete vieler Tiere im Pleisbachtal. Der Weg, der südlich um die Niederpleiser Mühle herumführt, durchtrenne den Biotopkorridor des Baches.

Sankt Augustins Beigeordneter Rainer Gleß verteidigt das Projekt: "Es dient als Brückenschlag und schafft eine direkte Verbindung vom Link im 'Grünen C' zum Kulturdenkmal Niederpleiser Mühle." Die FDP-Fraktion zweifelt zwar an der Sinnhaftigkeit des "Grünen C" insgesamt, hält aber am Bau der Brücke fest. "Nimmt man aber einen Bestandteil aus dem Projekt heraus, müssen alle Zuschüsse zurückgezahlt werden", sagte FDP-Ratsmitglied Jürgen Kammel. Die an dem Projekt beteiligten Kommunen würden dann sicher von Sankt Augustin Schadenersatz fordern. Baue man die Brücke nicht, kippe das Gesamtprojekt.

Die Pleisbach-Brücke: Die Brücke über den Pleisbach an der Niederpleiser Mühle ist schon seit langem geplant. Bereits im Jahr 2002 hatte sich der Planungsausschuss dafür ausgesprochen, um das Naherholungsgebiet Pleisbach-Aue aufzuwerten. Weil indes das Geld fehlte, konnte das Projekt nicht realisiert werden. Sechs Jahre später, nachdem klar war, dass es Fördergelder für das Regionale-Projekt "Grünes C" gibt, wurde einstimmig beschlossen, die Brücke zu bauen. Laut Stadt Sankt Augustin ist der Eingriff in die Natur vertretbar. Die Lage der Brücke sei so gewählt worden, dass Rodungen nicht erforderlich seien.

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