Robert Kreis in Sankt Augustin Zeitreise in die Zwanzigerjahre

SANKT AUGUSTIN · Vom Hotelpagen zum Kabarettisten: Robert Kreis blickt in Sankt Augustin zurück - mit viel Humor

 "Manche mögen's Kreis": Robert Kreis gastiert mit seinem aktuellen Programm in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums.

"Manche mögen's Kreis": Robert Kreis gastiert mit seinem aktuellen Programm in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums.

Foto: Thomas Heinemann

Sein Gastspiel war nicht das erste in Sankt Augustin, aber sicher das berührendste. Nach mehr als 40 Jahren auf den Bühnen zu Land und zur See und mehr als 7200 Auftritten war es für Robert Kreis am Samstagabend an der Zeit, einen ersten Rückblick zu wagen. "Im letzten Jahr feierte ich die Tatsache, dass ich zweiunddreißigeinhalb Jahre in Euro wurde", erklärte der Kabarettist, Musiker und Vollblut-Entertainer auf der Bühne des Rhein-Sieg-Gymnasiums.

Ans Aufhören sei gar nicht zu denken, "dafür bin ich viel zu lebendig", sagt der quirlige Künstler, dessen Markenzeichen - ein aufgemaltes Menjou-Bärtchen - an die kleine Epoche der großen Künstler der 1920er Jahre zwischen den beiden Weltkriegen erinnert. "Manche mögen's Kreis - das ist keine Biografie, sondern eine Bühnografie", versprach der Niederländer.

Und hielt Wort. Sein Rückblick auf die 1920er Jahre und auch auf das eigene Leben, auf Wegbegleiter seiner Karriere wie Urgestein Johannes "Jopie" Heesters hätte mühelos mehrere Abende mit Spannung, Freude, Mitgefühl, Abenteuer und viel feingeistigem Humor füllen können.

1949 in Bandung auf der indonesischen Insel Java, einst niederländische Kolonie, geboren und aufgewachsen in einer Jugendstilvilla nahe des Dschungels, folgte mit zwölf Jahren der Umzug mit der Mutter und dem Bruder in die Niederlande. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst als Hotelpage und Steward auf See, ehe er zum Unterhalter der feinen five-o'clock-tea Gesellschaft befördert wurde. Das geweckte Talent untermauerte er mit einem Besuch der Schule für Kleinkunst in Den Haag.

Die Liebe zu den 1920er Jahren, in denen binnen kurzer Zeit so viele namhafte Künstler in Deutschland kreativ wurden, ist tief in ihm verwurzelt. "Mein Ziel ist es, eine große Ära der Kleinkunst vor dem Vergessen zu bewahren", sagt Robert Kreis, ehe er mit scheinbar federleichtem Fingerspiel am Klavier den Glanz, die Heiterkeit und die zugleich kritische und scharfe Beobachtung der Gegenwart mit Liedern rezitiert.

Viel Szenenapplaus erntete der vor Lebensfreude und Spaß an der Bühnenarbeit strotzende Wahl-Berliner dafür, aber auch für seinen feinen Humor, den er von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen haben will: Ein Humor, der mit feinem Gespür und scharfem Auge die Gesellschaft pointiert, ohne Schadenfreude und ohne Schimpf auf Besonder- oder gar Minderheiten. Eine Gabe, die man heute nicht oft findet, und die das Publikum mit begeistertem Applaus nach einem Abend mit mitreißender Bühnografie durch Kreis? Leben belohnte.

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