Starke Frauen in Führungspositionen Rhein-Sieg-Kreis fördert Karriere mit Familie

Rhein-Sieg-Kreis · Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf fördert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Rhein-Sieg-Kreis. Unternehmen müssen sich verstärkt positionieren, wenn sie Eltern im beruflichen Alltag ohnehin unterstützen.

 Bei Aktionstagen informieren Elke Graff und ihre Kolleginnen Unternehmer aus der Region über familienbewusste Personalpolitik.

Bei Aktionstagen informieren Elke Graff und ihre Kolleginnen Unternehmer aus der Region über familienbewusste Personalpolitik.

Foto: Martin Magunia

Elke Graff muss nicht lange überlegen: „Der Fachkräftemangel in allen Branchen hat ein Umdenken bewirkt“, sagt die Leiterin des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg. Unternehmen hätten erkannt, dass sie attraktive Arbeitgeber sein und sich auch als solche präsentieren müssten, um neue Mitarbeitende gewinnen und Beschäftigte halten zu können. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu. „Sie gehört inzwischen in eine Reihe mit Fragen nach Gehalt und Karriere“, sagt Graff. Mit ihrem Team unterstützt sie Unternehmen dabei, dem Wandel mit einer familienbewussten Personalpolitik zu begegnen.

Seit 2012 gibt es das Kompetenzzentrum Bonn/Rhein-Sieg, das von der Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises getragen wird. Es ist eines von 16 Kompetenzzentren, die in Nordrhein-Westfalen unter der Marke „Competentia NRW“ arbeiten, und wird gefördert vom Landesministerium für Gleichstellung sowie dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. „Unser Ziel ist es, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern sowie mehr weibliche Führung zu ermöglichen. So stärken wir den Wirtschaftsstandort Bonn/Rhein-Sieg“, sagt Elke Graff, die das Kompetenzzentrum seit einem Jahr leitet. Kleine und mittlere Unternehmen in der Region – das heißt Betriebe, die bis zu 249 Vollzeitstellen haben – seien ihre Zielgruppe.

„Das Interesse an unseren Angeboten wächst“, sagt Elke Graff. Das umfasst verschiedene Ebenen. So bietet das Kompetenzzentrum Workshops und Informationsveranstaltungen, die allen kleinen und mittleren Firmen offen stehen. Seit 2013 koordiniert es zudem das Netzwerk „Familienbewusste Unternehmen Bonn/Rhein-Sieg“, dem inzwischen 86 Betriebe quer durch alle Branchen angehören, Tendenz steigend. „Die Netzwerk-Mitglieder profitieren in erster Linie von den Erfahrungen der anderen“, sagt Elke Graff. Geschäftsführende und Personalverantwortliche tauschten sich bei Treffen aus. Competentia informiert sie zudem zu Themen wie etwa Jobsharing oder ElterngeldPlus und bietet auch Einzelgespräche.

Kompetenzzentrum Frau und Beruf fördert Geschäftsführerinnen

Über das Programm „mentoring4women“ fördern Graff und ihr Team seit vier Jahren Unternehmen, die Mitarbeiterinnen auf eine leitende Position vorbereiten möchten. „Wir stellen den Frauen ein Jahr lang ehrenamtliche Führungspersönlichkeiten zur Seite“, erklärt die Projektleiterin. Das Tandem, das sich aus unterschiedlichen Branchen zusammensetzt, solle sich mindestens einmal im Monat treffen. Das Kompetenzzentrum gestaltet drei Treffen aller Beteiligten: zum Auftakt, zur Halbzeitbilanz und als Abschlussfest. Ein Konzept, das Früchte trägt, so Graff: „Es profitieren alle Seiten.“ Die Mentoren reflektierten ihre eigene Führungsarbeit. Die Mentees – so heißen die Führungsfrauen in spe im Programm – entwickelten und festigten ihre Kompetenzen. Und die Unternehmen profitierten vom Blick von außen. Im März geht das Programm in die nächste Runde.

„Es ist gut, wenn auf einer Führungsebene beide Geschlechter vertreten sind“, sagt Elke Graff. Sie ergänzten sich. Während Männer eher zielorientiert arbeiteten, hätten Frauen einen weiteren Blick – für ihre Mitarbeitenden, auf ihre Prozesse und Kunden. „Viele müssen selbst Beruf und Familie miteinander vereinbaren und wissen daher um die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden“, so Graff. Zudem achteten sie weniger auf Hierarchien, bezögen häufiger andere Personen und Aspekte in ihre Entscheidungen ein. „Frauen brauchen auch ein taffes Auftreten, gerade in Branchen, die Männerdomänen sind“, sagt Graff. Davon gebe es in der Region einige.

Flexibilität im Beruf für Eltern mit kleinen Kindern

„Für viele, gerade die kleineren Betriebe ist es selbstverständlich, dass eine Mutter mit kleinem Kind ihre Arbeitszeit etwas flexibler gestalten kann“, sagt Elke Graff. So selbstverständlich, dass sie sich damit nicht positionierten. „Wir zeigen ihnen, wie sie die Pfunde, die sie haben, auch authentisch darlegen und so künftige Mitarbeitende überzeugen können.“ Heutzutage sei es unerlässlich, Karriere mit Familienphase im Blick zu haben – auch für junge Väter. Dank der Digitalisierung gebe es mehr Möglichkeiten, dem zu begegnen.

Eines ist Elke Graff wichtig: Die Flexibilität darf sich nicht allein auf Mitarbeitende mit kleinen Kindern beschränken. „Ein Arbeitgeber kann auch entlasten, wo Angehörige gepflegt werden“, sagt Graff. Jungen Arbeitnehmenden mit Familienwunsch kann er Sicherheit geben oder auch Angestellten Freiheiten für ein Hobby gewähren. „Kommunikation auf allen Ebenen ist das A und O“, betont Graff. So könnten individuelle Bedürfnisse ermittelt und eine Lösung für beide Seiten gefunden werden. Ein Netzwerk-Gründungsmitglied habe unlängst die wesentlichste Veränderung in der Personalpolitik auf den Punkt gebracht: „Es wird immer individueller.“

„So werden kleine und mittlere Betriebe zur starken Arbeitgebermarke“ hat das Kompetenzzentrum Frau und Beruf seinen Abend am Donnerstag, 16. Januar, im Siegburger Stadtmuseum, Markt 46, überschrieben. Von 17 bis 19.30 Uhr geht es um starke Führungsfrauen, moderne Arbeitswelten, neue Führungskonzepte und richtige Öffentlichkeitsarbeit. Anmeldung bis Mittwoch, 8. Januar, an info@kompetenzzentrum-frau-beruf.de. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos gibt es hier.

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