Siegauenkonzept: Fluss soll sein Steinkorsett verlieren

An vielen Stellen werden die Uferbefestigungen verschwinden - Altarme und Wälder entstehen

Siegauenkonzept: Fluss soll sein Steinkorsett verlieren
Foto: Arndt

Rhein-Sieg-Kreis. Was lange währt, wird endlich gut. Glaubt man den Beteiligten, gilt das auch für das Siegauenkonzept, das Regierungspräsident Hans Peter Lindlar am Donnerstag mit Vertretern des Kreises und der beteiligten Kommunen in Hennef vorstellte. Das Konzept dient in erster Linie dem Natur- und Umweltschutz.

Vor allem aber sollen die Sieg und die Siegauen auf einer Fläche von rund 3 500 Hektar zwischen der Mündung in den Rhein bei Niederkassel-Mondorf bis zur Kreisgrenze bei Windeck-Au als natürlicher Lebensraum erhalten, beziehungsweise wiederhergestellt werden. "Die Sieg soll von ihrem Steinkorsett entfesselt werden", gab Lindlar die Zielrichtung vor.

Das Siegauenkonzept ist jedoch kein verbindliches Handlungskonzept, sondern eine sogenannte Angebotsplanung. Die Anlieger-Kommunen können die Pläne umsetzen, aber sie müssen nicht. Allerdings machten etwa Windecks Bürgermeister Jürgen Funke, sein Hennefer Kollege Klaus Pipke oder Siegburgs Stadtoberhaupt Franz Huhn deutlich, dass sie hinter dem Konzept stehen und auch bei der Umsetzung zusammenarbeiten wollen. "Wir sitzen alle an ein und derselben Sieg, deshalb geht es nur mit konzertierten Aktionen", sagte denn auch Eitorfs Beigeordneter Karl-Heinz Sterzenbach.

Das Konzept bietet zahlreiche Vorschläge, mit denen die Sieg und die sie umgebenden Auen in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten auf einer Länge von 72 Kilometern für eine ökologische Entwicklung umgestaltet werden können. Die Maßnahmen reichen von der Beseitigung der Uferbefestigungen, die die Sieg in ein festes, aber unnatürliches Bett zwängen, über die Pflege und Entwicklung der ehemals weit verbreiteten Auenwälder bis hin zur Neuanlage und Wiederbelebung von Altarmen, die vor der Regulierung des Flusses typisch für die Sieg waren.

Als konkrete Beispiel nannte Lindlar die Sieg-Altarme Discholl und Allheil bei Bergheim.

Zum Konzept gehören auch Maßnahmen der Erholungslenkung wie etwa die Ausweisung von gewässernahen Erholungszonen, die Anlage von einigen wenigen Bootsanlegern und der Bau won Wegen entlang der Sieg. Dort wo es der Naturschutz gebietet, sollen allerdings auch Wege verschwinden, um Ruhezonen für Fauna und Flora zu schaffen.

Die einstmals natürliche Sieg-aue ist vor allem in den beiden vergangenen Jahrhunderten vom Menschen arg beschnitten worden. Flussregulierung, Deichbau, Landwirtschaft und Bevölkerungswachstum forderten ihren Tribut.

Aber auch die Industrialisierung nagte an der Landschaft. In Troisdorf (Mannstaedt-Werke), Hennef (Chronos) oder Windeck (Kabellmetall) wurden die Industriebetriebe oftmals direkt am Siegufer errichtet. Auenwälder und Altarme mussten Äckern und Viehweiden weichen. Mit vereinten Kräften wollen die Sieg-Anrainer jetzt das Rad der Geschichte zurückdrehen und der Natur wieder zu ihrem Recht verhelfen.

Kritische Worte gab es von Lindlar zum Bund für Umwelt und Natur Deutschland (BUND) Rhein-Sieg. Weil der sich wiederholt negativ zum Siegauenkonzept geäußert hatte, warf Lindlar dem BUND vor: "Es wird viel zu viel gestänkert. Ich fordere den BUND auf, seine Positionen zu überdenken und zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zurück zu kehren.

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