Jubilare aus Alfter tauschten Erinnerungen aus Erstkommunion - und der Krieg war vorbei

ALFTER · Schon seit Langem hat sich der Alfterer Josef Weiler auf die heilige Messe an Christi Himmelfahrt in Sankt Matthäus gefreut. Für ihn ein besonderer Gottesdienst, denn er hat vor 70 Jahren die erste heilige Kommunion empfangen. Der 79-Jährige war einer der Jubilare, die am Donnerstag den Jahrestag ihrer ersten heiligen Kommunion vor 75, 70, 60 und 50 Jahren in einer Festmesse mit Pfarrer Rainald Ollig begingen.

 Die diesjährigen Kommunionkinder zogen ebenfalls mit in die KIrche St. Matthäus ein.

Die diesjährigen Kommunionkinder zogen ebenfalls mit in die KIrche St. Matthäus ein.

Foto: Axel Vogel

Schon der Einzug ins Gotteshaus war feierlich gestaltet. Die Jubilare zogen gemeinsam mit den Kommunionkindern des Jahres 2015 in die Kirche ein. Aber nicht nur die Festmesse stand bei den Jubilaren im Fokus. Je nach Jahr der Kommunion trafen sich die Jubilare in einzelnen Gruppen zum Mittagessen im Hotel-Gasthaus "Zur Krone", um in Erinnerungen zu schwelgen.

So war für Josef Weiler und Hubert Dreesen der 8. April 1945 nicht nur ein besonderer Tag, weil sie die erste heilige Kommunion empfingen, sondern weil der Krieg in Alfter gerade vorbei war. "Einige Wochen vorher saßen wir noch im Bunker. Wir hatten schon Frieden. Nur ein wenig weiter wurde noch gekämpft", erinnerten sich die beiden Senioren. Die damalige Feier fand nur im engsten Familienkreis statt, denn die Väter waren noch im Krieg.

"Die Mütter hatten es fertig gebracht, den Mädchen weiße Kleider und den Jungen blaue Anzüge zu besorgen. Manchmal stammten die Anzüge, wie bei mir, von den älteren Brüdern", sagte Dreesen. Am Samstag vor dem Festtag wurde die Beichte abgelegt, und ab da hatten die Jungen bis nach der Festmesse am Sonntag Sprechverbot. "Damit man nicht mehr lügen konnte", so Weiler.

Die Geschenke waren bescheiden. Drei Taschentücher und ein Silberstück aus der Kaiserzeit erhielt Weiler. Mutter Dreesen schenkte ihrem Sohn einen Zirkelkasten, den Vater Heinrich aus dem Krieg in Frankreich mitgebracht hatte. "63 Kinder gingen damals zur Kommunion. 30 von damals sind heute hier. Das ist mehr als ich gehofft habe", freute sich Weiler.

Zu einer privaten Feier trafen sich fünf Freundinnen um Hedwig Hartmanm, um sich gemeinsam an ihre Erstkommunion vor 75 Jahren am Weißen Sonntag 1940 zu erinnern. "Wir wollten heute keine große Feier. Deshalb haben wir auch niemandem Bescheid gesagt", sagte die 84-jährige Hedwig Hartmann.

In der Gruppe um Elisabeth Reingen, Inge Weiler und Hannelore Knüppel trafen sich am Donnerstag 17 Männer und Frauen, die vor 60 Jahren das Sakrament empfangen hatten. Und sie erinnerten sich an ihren Festtag 1955, als am Sonntag die Feier mit Familie und am nächsten Tag die mit der Nachbarschaft über die Bühne gingen. "Die Geschenke waren nicht so wichtig", erinnerte sich Hannelore Knüppel (69). Die Nachbarn schenkten Blumen, meist Hortensien, und Pralinen, der Pate eine goldene Uhr.

Unvergesslich blieb Knüppel allerdings der Sonntag, weil es kurz vor dem Mittagessen am Sonntag in der Nähe ihres Elternhauses brannte und die Feuerwehr ausrücken musste. "Mein Vater war bei der Feuerwehr, eilte im schwarzen Anzug den Kameraden zu Hilfe. Unsere Gäste warteten dagegen aufs Essen", erinnerte sie sich.

Die Geschenke waren auch für den gleichaltrigen Dieter Schwichtenberg wichtig. "Ich bekam ein grün-schwarzes Fahrrad. Die Gäste habe ich dann nicht mehr gesehen", sagte der 69-Jährige.

Auf den Tag genau 50 Jahre war es am Donnerstag her, dass Josef Schäfer und Bettina Weyel ihre Erstkommunion gefeiert haben, "da die Kirche am Weißen Sonntag noch renoviert wurde", sagte Bettina Weyel. "Für uns waren die Geschenke schon wichtig", erinnerte sie sich.

"Viele erhielten damals Geld. Mir wurde ein Kaffee-Gedeck mit Goldrand geschenkt. Das Gedeck steht bei mir heute im Vitrinenschrank", sagte Henriette Vanottti. "Ich freue mich, diese Menschen wiederzusehen", brachte es Vanottis Klassenkamerad Josef Schäfer auf den Punkt.

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