Pat D'Arcy im Gespräch am Wochenende Ein Land im steten Freiheitsdrang

Rheinbach · Gespräch am Wochenende: Pat D'Arcy über seine Heimat Irland und seine Besuche im „CoachHaus“, in dem er Am 18. März an den Osteraufstand der Iren 1916 erinnert.

 Osteraufstand 1916: Pat D'Arcy erinnert in Rheinbach an die Rebellion der Iren gegen die Herrschaft der Engländer.

Osteraufstand 1916: Pat D'Arcy erinnert in Rheinbach an die Rebellion der Iren gegen die Herrschaft der Engländer.

Foto: Axel Vogel

Irland ist für viele Deutsche zurzeit so etwas wie ein Sehnsuchtsort. Bekannt als „die grüne Insel“ verbinden viele mit Irland Bilder von Natur und Wanderwegen in ländlicher Idylle, freundlichen Menschen, die sich abends bei traditioneller Musik in Pubs zusammenfinden und das Leben feiern. In den Hintergrund gerückt sind dabei historische Ereignisse, die alles andere als Idylle waren, wie die große Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts. Und der Osteraufstand 1916 mit der Rebellion gegen die Herrschaft der Engländer. Hundert Jahre später erinnert der seit 20 Jahren in Rheinbach lebende Pat D'Arcy (68) aus Dundalk im irischen County Louth mit irischen und deutschen Freunden am Freitag, 18. März, im „CoachHaus“ mit „The Easter Rising 1916“ an diesen irischen Freiheitskampf.

Was geschah bei dieser als „Easter Rising 1916“ bekannten Rebellion?
Pat D'Arcy: Ostern 1916: „The Irish Republican Brotherhood” und „The Irish Citizen Army“ organisierten eine Rebellion gegen England, um Unabhängigkeit für Irland zu erreichen, da Irland zu dieser Zeit unter englischer Herrschaft stand. Im Jahre 1916 war England sehr im Ersten Weltkrieg involviert. Die irischen Republikaner sahen darin eine Chance, gegen England zu rebellieren, während die Engländer abgelenkt waren. Trotzdem hatten die Iren keine Chance: 1000 irische Freiwillige gegen eine Armee von 20 000 Soldaten. Die Rebellion wurde innerhalb einer Woche niedergeschlagen. Dann machten die Engländer jedoch einen entscheidenden Fehler: Sie exekutierten die Anführer des Osteraufstandes, was die Sympathien des Volkes gegenüber den irischen Republikanern erheblich steigerte. Aus der Asche des niedergeschlagenen Aufstandes erstand der Phönix der irischen Unabhängigkeit. Im Jahre 1918 gewann die Partei Sinn Féin die Wahl und baute ein Dubliner Parlament auf. Bis zum Jahre 1921 wurden drei Viertel Irlands unabhängig, was bis heute der Fall ist.

Welche Bedeutung haben diese Ereignisse in Irland heute?
D'Arcy: Also der Osteraufstand 1916 war der letzte in einer langen Kette von Versuchen, Irlands Freiheit zu erlangen. Traurigerweise resultierte die Übereinkunft mit den Briten nach dem Freiheitskampf in einem geteilten Irland: Auf der einen Seite Nordirland mit sechs Counties, welches von den Engländern beherrscht wurde, und auf der anderen Seite die Unabhängige Republik Irland (Irischer Freistaat) mit 26 Counties. Das Abkommen von 1921, welches diese politische Teilung verursachte, teilte auch die Bevölkerung. Es folgte ein sehr trauriger und grausamer Bürgerkrieg, der Städte, Gemeinschaften und sogar Familien teilte. Reste dieser Teilungen sind sogar heute noch spürbar. Eine Grenze verläuft durch die Felder in der Nähe meiner Heimatstadt, die Nordirland von der Republik Irland trennt, und die zwei größten Parteien heute, Fine Gael und Fianna Fáil, entstanden aus der Spaltung innerhalb der Sinn Féin, die die im Bürgerkrieg verschieden eingenommenen Seiten reflektierten.

Wie wird 100 Jahre später in Irland erinnert?
D'Arcy: Mein Bruder Jim D'Arcy ist ein Fine Gael Senator im Oireachtas (irisches Parlament) und ist Mitglied im Komitee zum Gedenken des Osteraufstandes 1916. Dieses Komitee hat viele Veranstaltungen organisiert, sowohl in Irland als auch weltweit, um die Bemühungen und das Vermächtnis der Iren anzuerkennen, die für die Freiheit kämpften. Es finden auch viele Theaterstücke, Konzerte und Paraden statt. Das Cross-Border-Orchester, bestehend aus jungen Leuten von beiden Seiten der Grenze, führt das „Peace Proms“-Konzert in ganz Irland auf.

Was war Ihre Motivation für die Veranstaltung im „CoachHaus“?
D'Arcy: Als Hanns-Georg Mostert mich vor einigen Jahren dazu einlud, bei seinen Irish Sessions im „CoachHaus“ zu spielen, fand ich ein „Home from Home“ (Zuhause außerhalb von Zuhause.) Am ersten Freitag eines jeden Monats kommen nicht nur bis zu 25 Musiker, um irische Musik zu spielen, zu lernen und zu genießen, sondern auch ein sehr anerkennendes Publikum, um die Atmosphäre eines echten irischen Clubs zu erleben. Wir haben dort bereits eine ganze Reihe von Shows aufgeführt, wie zum Beispiel „My Ireland“, eine Geschichte Irlands 2012, James Joyce’s berühmten „Bloomsday“ letztes Jahr und mehrere St. Patrick’s Day-Konzerte. Deshalb war es natürlich der erste Veranstaltungsort, der mir in den Sinn kam, als ich mich entschied, diese Show zu machen. Deutsche sind sehr fasziniert von Irland, dennoch möchte ich das Wissen über diese schöne, grüne Insel erweitern und vertiefen.

Sie kündigen für die Veranstaltung im „CoachHaus“ einen „historischen Einblick in das moderne Irland“ an. Was ist damit gemeint?
D'Arcy: Auf viele Arten ist (und wird immer noch) das Irland, welches die Leute heute besuchen, von den Bestrebungen und Idealen der in den Osteraufstand 1916 Involvierten geprägt. Natürlich ist Irland ein schönes Reiseziel, und die Touristen können die Landschaft, die Musik, die Freundlichkeit und sogar den Regen genießen, ohne etwas über den Hintergrund des Wachstums des Landes zu verstehen. Aber die Tatsache, dass Poeten, Gelehrte, Theatergründer und Literaten so einen Einfluss auf die Entwicklung des Landes hatten, ist meiner Meinung nach faszinierend, und etwas darüber zu wissen, kann das Touristenerlebnis vertiefen. Das „General Post Office“ in der O’Connell Street zu besuchen und die Einschusslöcher in den Wänden zu sehen, ist ein faszinierendes Erlebnis. Vor allem im Moment, da neue politische Erfahrungen entstehen und alte gleichzeitig wieder aufkommen – Sinn Féin war die größte wachsende Partei in der Wahl vor ein paar Wochen.

Was erwartet die Besucher insgesamt?
D'Arcy: Wir lesen das Skript zweier kurzer Theaterstücke, „The Rising of the Moon“ und „Kathleen Ni Houlihan“, verfasst rund um das Jahr 1904. Beide Stücke inspirierten Leute, zu rebellieren. Darüber hinaus lesen wir das Gedicht „Easter 1916“ von W.B. Yeats, verfasst kurz nach dem Osteraufstand als Reflektion der Geschehnisse. All dies wird aber auf eine unbeschwerte Art und Weise geschehen. Es wird viele Kostproben unseres höchsteigenen „Denglisch“ (Deutsch-Englisch) geben, und in jedem Akt werden viele irische Lieder gespielt und gesungen werden. Die Besucher können also „Literatur light“ und exzellente musikalische Unterhaltung erwarten.

„The Easter Rising 1916“, Freitag, 18. März, 19.30 Uhr, „CoachHaus“ im Kutschenmuseum, Koblenzer Straße 4, Eintritt frei. Eine Kartenreservierung ist unter 0 22 26/9 11 70 40 erforderlich.

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